Die Aktie von Wirecard konnte ihre anfänglichen Verluste am Montag im Tagesverlauf nahezu vollständig ausgleichen und ist zwischenzeitlich sogar moderat ins Plus geklettert. Dabei waren die Vorzeichen alles andere als positiv: Meldungen über eine Anzeige der BaFin gegen die Mitglieder des Vorstands und eine Durchsuchung der Geschäftsräume hatten am Freitag im nachbörslichen Handel für deutliche Verluste gesorgt.
Für Zuversicht unter den leidgeprüften Aktionären sorgt offenbar ein Statement, das der Zahlungsabwickler am Sonntag auf seiner Transparenz-Website veröffentlicht hat. Darin erklärt das Unternehmen seine Kooperationsbereitschaft mit den Behörden. Zudem hätten die jüngsten Entwicklungen keinen Einfluss auf das operative Geschäft – die Ergebnisprognose für das laufende Jahr wurde in diesem Zusammenhang erneut bestätigt (DER AKTIONÄR berichtete).
Insgesamt herrscht unter den Anlegern aber große Aufregung: „Wir werden überschüttet mit Anfragen, das haben wir seit den Zeiten des Neuen Markts nicht mehr erlebt“, sagte Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Aktionärsvereinigung DSW, gegenüber Nachrichtenagentur dpa-AFX. „Die Reaktionen sind zum Teil höchst emotional.“
Zentrale Frage ist noch offen
Laut Tüngler sei in dieser Situation nun die wichtigste Frage: „Wie schafft man es, wieder Ruhe hineinzubringen?“ Die richtige Antwort auf diese Frage scheint noch nicht gefunden: Nachdem der Bericht zur Sonderprüfung durch KPMG nicht den erhofften Befreiungsschlag gebracht hatte, sind auch die Ankündigungen zum Ausbau von Top-Management und Kontrollsystemen bislang nahezu verpufft.
Es bleibt extrem spannend
Turbulent dürfte es auch bleiben und die Rufe nach Konsequenzen wieder lauter werden. Zum nächsten Showdown könnte es bereits am 18. Juni kommen, wenn Wirecard die wiederholt verschobene Jahresbilanz für 2019 vorlegen will. Alles andere als ein uneingeschränktes Testat der Prüfer von EY dürfte den Druck auf das Unternehmen und die Aktie massiv erhöhen.
Für diesen Fall hält sich auch die Aktionärsvereinigung Optionen offen: „Wir als DSW wollen zunächst die Vorlage der testierten Zahlen am 18. Juni abwarten und anschließend entscheiden, wie wir uns auf der Hauptversammlung positionieren“, sagte Tüngler. „Entscheidungen über eine Sonderprüfung wie auch mögliche Klagen sind bei der DSW noch nicht getroffen.“
Mit Material von dpa-AFX.