Die Angst vor steigender Inflation und in der Folge anziehender Zinsen geht an den Märkten um. In den USA ist die Teuerungsrate im April mit 4,2 Prozent überraschend stark ausgefallen, Techwerte gingen in die Knie. Die Entwicklung am Zinsmarkt dürfte die Rotation in zyklische Aktien beschleunigen, nicht nur aufgrund der Bewertung hilft das vor allem den Großbanken. Stark aufgestellt ist Wells Fargo, verschiedene Faktoren sprechen dafür, dass die Outperformance im zweiten Halbjahr weitergeht. Der Kurs sollte weiter zulegen.
Im Vorfeld hatten Analysten mit einer Inflationsrate von 3,6 Prozent für den April in den USA gerechnet. Im März lag die Teuerung erst bei 2,6 Prozent. Namhafte Ökonomen wie der ehemalige IFW-Chefvolkswirt Oliver Blanchard fürchten mittlerweile eine Überhitzung der US-Wirtschaft, die nach Prognosen um 6,5 Prozent im laufenden Jahr wachsen soll. Janet Yellen, ehemalige Fed-Chefin und derzeitige Finanzministerin, prognostizierte jüngst steigende Zinsen.
Jetzt klingelt die Kasse
Für viele Aktien von Unternehmen, die hoch bewertet sind und steigende Kosten nicht leicht auf ihre Kunden umlegen können, ist das eine ungünstig Situation. Bankaktien profitieren hingegen von dem derzeitigen Umfeld. Wells Fargo, einer der größten Kreditgeber des Landes, würde bei einem Prozent höheren Zinsen das Nettozinseinkommen um 6,80 Milliarden Dollar hochfahren können. Steigende Zinsen lassen also bei der Großbank die Kasse klingeln.
Bisher unter den Möglichkeiten
Bisher bremst noch die Asset-Schranke der Fed in Höhe von zwei Billionen Dollar das Bilanzwachstum. Allerdings stehen laut Bloomberg die Chancen gut, dass diese ab dem zweiten Halbjahr wegfallen könnte. Die Eigenkapitalrendite sollte dann weiter zulegen. Nach 1,3 Prozent erzielte die Bank in Q1 wieder 12,7 Prozent. Neben den positiven Konjunkturaussichten sprechen auch sinkende Kosten für höhere Gewinne. Im Gegensatz zur Konkurrenz hat Wells noch deutliches Potenzial, durch Umstrukturierungen Skaleneffekte zu heben.
Umschichtung treibt Rallye
Aktuell ist die Aktie mit einem 21er-KGV von 13 bewertet. Das ist im Vergleich zur Peergroup mit 14 eine leichte Unterbewertung. Somit stehen die Zeichen für weiter steigende Kurse gut aus fundamentaler Sicht. Historisch notierte das Papier in den letzten fünf Jahren bei durchschnittlich 25 und ist somit auch aus diesem Blickwinkel günstig. Charttechnisch hat sich der Aufwärtstrend weiter beschleunigt und wird durch die Rotation in Zykliker beständig befeuert.
Der Aufschwung in den USA beschleunigt sich immer mehr und Bankaktien sind wieder gefragt. Seit Jahresbeginn hat Wells Fargo um mehr als 50 Prozent zugelegt. Allerdings ist kein Ende der Aufwärtsbewegung in Sicht. Rücksetzer sind Kaufchancen.