US-Bankaktien haben im ersten Quartal den Gesamtmarkt hinter sich gelassen. So stieg der breite S&P 500 von Januar bis März um rund neun Prozent, der Branchenindex KBW-Banks erzielte indes satte 25 Prozent. Noch besser entwickelt hat sich Wells Fargo. Auch wegen hausgemachter Probleme stürzte die Aktie im vergangenen Jahr noch tiefer als die Konkurrenz im Corona-Crash ab. Nun gehört der Titel mit einem Plus von 32 Prozent seit Jahresbeginn aber zu den Outperformern im Sektor. Mehrere Faktoren sprechen für eine Fortsetzung der Rallye.
Vor bereits fünf Jahren kam die einstige Vorzeigebank ins Trudeln. Fake-Konten, die gar nicht existierten, aber für reale Kunden angelegt worden waren, führten zu einem handfesten Skandal. Zwar wurden bereits mehrere Milliardenstrafen deswegen gezahlt, aber eine Beschränkung des Geschäfts muss die Großbank noch immer hinnehmen. Die Bilanzsumme ist bei zwei Billionen Dollar gedeckelt. Eine Aufhebung der Grenze könnte allerdings in den kommenden Monaten erfolgen, da Präsident Joe Biden die Banken für den Wirtschaftsaufschwung braucht. Ohne Kreditwachstum kein Wirtschaftswachstum.
Wells Fargo streckt die Fühler aus
Wells Fargo ist traditionell stark im klassischen Kreditgeschäft, das einen Großteil der Erlöse umfasst. Mittlerweile rechnet der Internationale Währungsfonds in 2021 für die USA mit einem BIP-Wachstum von 6,5 Prozent. Wells dürfte sich also ein großes Stück vom Kuchen abschneiden können. CEO Charlie Scharf plant aber die Bank mehr zu diversifizieren. So soll der Marktanteil im Investmentbanking in den USA von derzeit drei auf fünf Prozent steigen. Einen Zeitplan dazu gibt es nicht, mittelfristig ist die Strategie dennoch richtig. Damit würde der Konzern in diesem Segment immer noch zu den eher kleineren Playern gehören.
Umbau läuft
Geld in der Kasse für den Konzernumbau sollte vorhanden sein. Im Februar wurde der Verkauf der Asset-Management-Sparte für 2,1 Milliarden Dollar bekannt gegeben. In diesem Bereich hatte Wells keine Wettbewerbsvorteile und hat sich somit folgerichtig zurückgezogen. CEO Scharf hat in den vergangenen Jahren nicht nur das Risikomanagement und die Compliance-Strukturen verbessert, sondern auch Einsparungen angestoßen. Potenzial dafür gibt es reichlich, denn mit einer Kosten-Ertrags-Quote von 83 Prozent hatte die Bank zuletzt einen der höchsten Werte in der Peergroup. Insgesamt sollen über die kommenden Quartale zehn Milliarden Dollar eingespart werden.
Das für dieses Jahr erwartete KGV von 14 könnte somit sinken. Denn durch die anziehende Konjunktur werden höhere Gewinne erwartet, gleichzeitig dürften die Kosten bereits jetzt anfangen zu purzeln. Der seit November ausgebildete Aufwärtstrend ist voll intakt, Mutige können noch aufspringen und setzen einen Stopp bei 21,00 Euro. Das Ziel des AKTIONÄR liegt bei 40,00 Euro.