Die USA und China haben sich im Handelsstreit auf einen Waffenstillstand und die Wiederaufnahme von Verhandlungen geeinigt. "Wir sind wieder auf dem richtigen Weg", sagte US-Präsident Donald Trump nach einem 80-minütigen Gespräch mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping am Samstag. Doch der Weg ist noch nicht zu Ende gegangen, und für grenzenlose Euphorie ist es wahrscheinlich noch zu früh.
Trump sicherte dem Verhandlungspartner zu, die Strafzölle vorläufig nicht anzuheben. Das war eine Vorbedingung Chinas, sich wieder an den Verhandlungstisch zu begeben. Zudem hob der US-Präsident die Blockade gegen den chinesischen Telekomriesen Huawei auf.
Hohe Kursgewinne in Asien
Die asiatischen Börsianer feiern den Waffenstillstand: Der japanische Nikkei sowie die Börsen in China legen um mehr als zwei Prozent zu. Der Hang Seng in Hongkong kann nicht mitziehen, weil die Börse wegen eines Feiertags geschlossen ist.
In Deutschland gehen die Kurse ebenfalls stark nach oben. Der DAX eröffnet bei knapp 12.600 Punkten und damit auf einem neuen Jahreshoch. Hier trifft der DAX auf einen massiven Widerstand.
Was ist neu?
Nichts. Der Waffenstillstand verschafft den Verhandlungspartnern nur wieder Zeit. Das Positive ist, dass die Situation im Handelsstreit nicht weiter eskaliert ist und die Wahrscheinlichkeit für einen Deal gestiegen ist.
Die letzten Monate haben aber gezeigt, dass eine Einigung schwierig ist. Die Spannungen zwischen den USA und China werden sich auch nicht von heute auf morgen in Luft auflösen. Laut Finanzminister Steven Mnuchin steht man bei etwa 90 Prozent des Weges, doch offensichtlich ist es nicht einfach, die restlichen zehn Prozent zu überwinden.Runaway-Gap?
Aus technischer Sicht bedeutet der Sprung über das bisherige Jahreshoch ein starkes Kaufsignal. Wird auch der Widerstand bei 12.600 überwunden, wäre Platz bis 12.886 und später bis 13.200.
Einziger Wermutstropfen ist das riesige Gap, das der DAX aufgerissen hat. Zwischen der Gap-Kante vom Freitag (12.408) und der heute (12.607) liegen 200 Punkte. In den nächsten Tagen muss sich zeigen, ob es sich um ein sogenanntes Runaway-Gap handelt oder es wieder geschlossen wird.Der Waffenstillstand ist zunächst einmal positiv zu werten. Er eröffnet die Chance, dass sich beide Streithähne auf einen neuen Handelsvertrag einigen. Andererseits gibt es eben noch keine Einigung und was uns die letzten Wochen gelehrt haben, ist, dass der Streit jederzeit wieder eskalieren kann.
DER AKTIONÄR würde abwarten, ob das Gap nicht wieder geschlossen wird. Zumindest sind ein paar Gewinnmitnahmen nach dem 1.000-Punkte-Anstieg seit Anfang Juni wahrscheinlich.