Volkswagen holt allen Unsicherheiten und Krisen zum Trotz zur Attacke aus. Während wichtige Automärkte wie Russland oder Brasilien am Boden liegen und die Branche nur noch auf wenige Wachstumstreiber vertrauen kann, macht Konzernchef Martin Winterkorn eine Kampfansage in Richtung des Erzrivalen Toyota. "Wir setzen jetzt zum Überholmanöver an", sagte er am Donnerstag in Berlin bei der Bilanzvorlage. Winterkorn will nicht nur bei den Verkaufszahlen an Toyota vorbei, sondern auch beim Gewinn.
BMW und VW im Vergleich
Zeitgleich legte einige hundert Kilometer weiter südlich BMW knapp eine Woche vor der eigenen Bilanz-Pressekonferenz ebenfalls Zahlen vor - und verkündete, kurz vor dem geräuschlosen Führungswechsel von Norbert Reithofer zu Harald Krüger, das fünfte Rekordjahr in Folge. Das Ziel von BMW ist längst nicht mehr die Eroberung der Spitze, sondern die Verteidigung der Führungsposition im Nobel-Segment des Autobaus. Doch die beiden Hersteller sind kaum zu vergleichen.
VW ist gemessen am Umsatz weit mehr als doppelt so groß und gemessen an der Mitarbeiterzahl fünfmal so gewaltig wie die Münchner. Während BMW sich fast ganz auf die Oberklasse konzentriert, ist VW ein Mehrmarken-Gigant und setzt neben der lukrativen Oberklasse auch auf Massenfertigung. Und doch gibt es etliche Berührungspunkte.
Beide Hersteller bekommen Probleme auf vielen Märkten zu spüren. "Über dem Autojahr 2015 stehen große Fragezeichen", betonte Winterkorn. Neben den Markteinbrüchen in Brasilien und Russland kosten neue Technologien zur CO2-Reduzierung und für vernetzte Autos eine Menge Geld. Auch BMW muss viel investieren, die weltweiten Unsicherheiten treiben den scheidenden Chef Reithofer ebenfalls um.
So machten es politische Krisen für Autobauer zunehmend schwierig, langfristig zu planen, hatte der Manager auf dem Autosalon in Genf erklärt. In manchen Weltregionen sei die Lage immer schwieriger zu kalkulieren. Man habe viele Pläne für den Wachstumsmarkt Russland gehabt, die über Jahre funktioniert hätten - und mit einem Schlag Makulatur waren. So etwas passiere möglicherweise bald noch häufiger.
Die Favoriten des AKTIONÄR
DER AKTIONÄR favorisiert in der Autobranche derzeit die Aktie von Daimler, gefolgt von Volkswagen. Dennoch sind die Aktien der Autobauer zuletzt enorm stark gelaufen, weswegen vor einem Neueinstieg eine Korrektur abgewartet werden sollte. Bereits investierte Anleger lassen ihre Gewinne unter Berücksichtigung nachgezogener Stoppkurse (Daimler: 72 Euro, Volkswagen: 185 Euro und BMW: 93 Euro) laufen.
(Mit Material von dpa-AFX)