Die Volkswagen-Aktie hat sich in den letzten Wochen wieder von ihren Tiefs gelöst. Das Plus seit Jahresbeginn beträgt knapp zehn Prozent. Die Problemfelder sind jedoch längst nicht behoben, ganz im Gegenteil: Die Konkurrenz im wichtigsten Automarkt der Welt China wir immer größer, der Marktanteil sinkt. Die Entwicklung neuer, innovativer Modelle stockt.
Nicht nur deshalb hat Goldman Sachs-Analyst George Galliers am Montag das Kursziel für die VW-Aktie um sechs auf 140 Euro zurückgenommen. Wegen Modellwechseln dürfte das erste Quartal des Autobauers eher schwach verlaufen sein, schrieb Analyst Galliers in einer Studie. Die neuen Produkte sollten in den kommenden Quartalen aber Rückenwind liefern.
Eine andere Sichtweise vertritt das US-Analysehaus Bernstein Research. Analyst Stephen Reitman hat vor wenigen Tage das Kursziel für die VW-Aktie von 135 auf 150 Euro angehoben. Trotz der starken Rallye bei bestimmten Aktien bedeute die Verbesserung der Stimmung gegenüber dem Automobilsektor, dass die Endphase der Rallye noch bevorstehe, schrieb Reitman in einer Studie. Die Bewertungen in der Branche seien keineswegs überzogen, sondern lägen weit unter dem langfristigen historischen Durchschnittsniveau, obwohl die Margen und die Cash-Renditen sprunghaft gestiegen seien. Bei VW wartet der Experte auf Anzeichen dafür, dass die Wolfsburger endlich ihre aufgeblähten Investitionen sowie Forschungs- und Entwicklungskosten in Angriff nehmen und sich stärker auf die Steigerung der Rendite konzentrieren.
Für den AKTIONÄR ist und bleibt Volkswagen das Sorgenkind unter den deutschen Automobil-Herstellern. Die ID.Modelle sind nett, aber zu wenig innovativ. Der ID.7 ist kein Game-Changer. Das Billig-Modell kommt spät. Tesla, Renault und Stellantis haben das Billig-Segment bis dahin längst besetzt. Die Probleme innerhalb der Software-Sparte bleiben. Auch in China schmelzen die Marktanteile weiter dahin. Auf der anderen Seite ist die Erwartungshaltung gegenüber dem VW-Konzern derzeit extrem niedrig. Das lässt Raum für positive Überraschungen. Die Aktie ist eine Halteposition.