Der Volkswagen-Konzern steht schon seit längerem in der Kritik. Absatz-Sorgen in China, Probleme bei der Software-Tochter Cariad und ein zu langsamer Hochlauf bei der E-Mobilität sind häufig genannte Punkte. Die Citigroup hält die VW-Vorzüge dennoch für ein attraktives Investment – attraktiver sogar als Mercedes und BMW. Wie kann das sein?
Zunächst einmal zeichnet Citi-Analyst Harald Hendrikse ein eher düsteres Bild für die europäische Autobranche. Während das Geschäftsjahr 2023 bis dato stark aussehe, blicke er eher pessimistisch auf die zunehmenden Ergebnisrisiken im kommenden Jahr. Regelrecht schlimm findet der Experte derweil die strukturellen Risiken im Zuge der E-Mobilität. Hohe Entwicklungskosten sorgen für enormen Gegenwind bei den klassischen Herstellern, während reine Elektro-Anbieter den Markt dominieren.
Hendrikse empfiehlt VW trotzdem zum Kauf. Seiner Ansicht nach biete sich bei den Wolfsburgern eine Chance, da das Papier ein günstig bewerteter Nachzügler sei. Zwar erscheine VW uninvestierbar, zum ersten Mal seit langem sei das Chance-Risiko-Verhältnis aufgrund der niedrigen Bewertung und der Veränderungen im Management der Marke Porsche allerdings günstig.
Daher zieht der Experte die Aktie auch denen von Mercedes und BMW vor. Die deutschen Premiumhersteller hätten zwar eine höhere Preissetzungsmacht – die Papiere seien allerdings schon gut gelaufen und hoch bewertet, was sie unattraktiv für kurzfristige Investments mache. Während Hendrikse bei Mercedes und BMW also zum "Halten" beziehungsweise zum "Verkaufen" rät, votiert er bei VW "Kaufen". Damit spendiert er dem Papier ein Upgrade. Auch das Kursziel hob der Analyst von 130 auf 154 Euro an.
DER AKTIONÄR bleibt bei VW vorsichtig. Selbst positive Nachrichten – etwa die Mitteilung vom Dienstag, dass man in Deutschland die Spitzenposition bei E-Autos zurückerobert hat – sorgen für keine positiven Impulse bei der Aktie. Der Autobauer hat nach wie vor zu viele Baustellen. Auch charttechnisch ist das Papier angeschlagen. Investierte Anleger beachten den Stopp bei 105 Euro.
(mit Material von dpa-AFX)
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen Vz., Mercedes-Benz.
Aktien der Mercedes-Benz befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.