Der neue VW-Vorstandschef Michael Müller hat die weltweit rund 600.000 Mitarbeiter auf schwierige Zeiten eingestellt. Milliardenschäden infolge des Abgasskandals werden zu einer immer größeren Belastungsprobe für den Weltkonzern.
Ab Januar 2016 will Volkswagen die von der Abgasmanipulation betroffenen Dieselfahrzeuge zur Nachbesserung in die Werkstätten beordern. Zunächst müsse für jedes Modell eine Lösung gefunden und dann die entsprechenden Teile bestellt werden – denn nicht bei allen Fahrzeugen lasse sich der Fehler durch ein Software-Update beheben. „Bis Ende 2016 sollen dann alle Autos in Ordnung sein“, sagte Müller der FrankfurterAllgemeinen Zeitung.
Wie hoch die finanziellen Belastungen für den VW-Konzern ausfallen, sei derweil noch nicht absehbar. „Sicher ist: Die Belastungen werden groß sein. Möglicherweise sehr groß“, betonte Müller bei einer Betriebsversammlung in Wolfsburg. Die bislang getätigten Rückstellungen werden dafür wohl nicht ausreichen. „Wir müssen mit erheblichen Strafzahlungen rechnen. Viele könnten die Vorgänge zum Anlass nehmen, Schadensersatz gegen Volkswagen geltend zu machen“, so Müller.
Rating in Gefahr
Aus diesem Grund müssten nun alle geplanten Investitionen nocheinmal geprüft werden. „Was jetzt nicht zwingend nötig ist, wird gestrichen oder geschoben“, sagte der VW-Chef. Auch das von seinem Vorgänger Winterkorn initiierte „Effizienzprogramm“ werde nun nachjustiert. VW müsse schnell reagieren. „Nicht zuletzt, um unser gutes Rating an den Kapitalmärkten zu sichern. Das hat höchste Priorität.“
Sowohl Müller, als auch Betriebsratschef Bernd Osterloh versuchten, den verunsicherten Mitarbeitern Mut zu machen. „Derzeit gibt es noch keine Konsequenzen für Arbeitsplätze – das gilt sowohl für die Stammbelegschaft als auch für Leiharbeiter“, so Osterloh. Das Ausmaß der Krise und die Folgen für VW seien aber noch nicht abzusehen. Niemand könne derzeit sagen, wie die VW-Kunden auf den Skandal reagieren.
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(Mit Material von dpa-AFX)