Der Volkswagen-Konzern drängt angesichts enttäuschender Ergebnisse bei der Kernmarke VW-Pkw weiter auf das im Raum stehende Sparprogramm. Details sind in den Gesprächen mit der Arbeitnehmerseite aber bislang nicht festgezurrt worden, wie Finanzchef Arno Antlitz vergangene Woche zur Präsentation der Quartalszahlen einräumte. Die Notwendigkeit zur Steigerung der Rendite sah CFO Antlitz allerdings auch mit den Zahlen zum dritten Quartal belegt.
"Betrachtet man allein die operative Marge im dritten Quartal, dann sollte uns das ein Warnsignal sein", sagte der Finanzvorstand. "6,2 Prozent Umsatzrendite sind zu wenig, um entschlossen in die Zukunft investieren zu können", ergänzte Arno Antlitz.
Die Wolfsburger haben insbesondere bei ihrer Kernmarke VW Pkw mit hohen Kosten zu kämpfen. Beim Herzstück von Europas größtem Autokonzern ging die operative Umsatzrendite in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres auf 3,4 Prozent zurück, wie das Unternehmen mitteilte. Ein Jahr zuvor betrug die operative Marge dagegen noch 4,7 Prozent. Die anderen Marken in der sogenannten Markengruppe Core (Skoda, Seat/Cupra, VW Nutzfahrzeuge) konnten hingegen ihre Profitabilität im Jahresvergleich steigern.
Volkswagen begründete das schwächere Abschneiden unter anderem mit höheren Produktkosten sowie einer Verschiebung hin zu billigeren Autos. Zudem belastete wie bereits bekannt ein Produktionsausfall eines Zulieferers wegen des Hochwassers in Slowenien im dritten Quartal.
Laut Volkswagen geht es insbesondere darum, Geld für Investitionen in Elektroantriebe und den stärkeren Softwareeinsatz im Auto freizulegen. Insgesamt geht es bis 2026 um einen Betrag von zusammengenommen 10 Milliarden Euro, um den das operative Ergebnis gesteigert werden soll. Finanzchef Antlitz wollte in einer Telefonkonferenz keine Angaben dazu machen, wie viel der 10 Milliarden auf Kosteneinsparungen zurückgehen soll - zuerst müssten die Pläne ausverhandelt werden.
Grund genug für UBS-Analyst Patrick Hummel an seiner Verkaufsempfehlung für die Aktie festzuhalten. Volkswagen habe mit dem operativen Gewinn die Erwartungen verfehlt und diesmal nicht auf die Verluste aus Absicherungsgeschäften für Rohstoffe verwiesen, sondern auf einen Produktionsausfall eines Zulieferers in Slowenien nach einem Hochwasser und gestiegenen Produktkosten, schrieb Analyst Patrick Hummel in einer Studie. Wie von ihm erwartet habe VW auch die operative Ergebnisprognose gesenkt und liege nun unter der Konsensschätzung. Er bleibt aufgrund der sich verschlechternden Profitabilität bei den Volumenmarken mit einer nachlassenden Dynamik in Europa sowie anhaltenden Marktanteilsverlusten in China vorsichtig.
Warburg Research ist nicht ganz so pessimistisch gestimmt, senkte aber das Kursziel für VW von 170 auf 145 Euro. Für den Autobauer gebe es Gegen- wie auch Rückenwind, schrieb Analyst Fabio Hölscher in einer Studie. Der Experte hob seine Erlösprognosen wegen einer starken Absatzentwicklung zwar an, blickt wegen des Kostengegenwinds aber vorsichtiger auf die Gewinne. Zudem sei die Anlegerstimmung in der Autobranche aktuell unterkühlt.
Deutsche Bank: VW-Kursziel 190 Euro
Ganz anders beurteilt Analyst Tim Rokossa von der Deutschen Bank die Zukunft von Volkswagen.
Seit den vor einer Woche veröffentlichten Eckdaten sei schon bekannt gewesen, dass der Autobauer ein schwaches Quartal hinter sich habe, schrieb Analyst Rokossa. Für das Schlussquartal scheine VW auf eine wieder steigende Profitabilität zu vertrauen. Sein Kursziel lautet 190 Euro.
Die schwachen Zahlen bestätigen die vielen Baustellen, die das VW-Management zu meistern hat. DER AKTIONÄR sieht derzeit keine positiven Anzeichen für steigende Kurse für die VW-Aktie.
Volkswagen hat in den letzten Monaten im wichtigsten Automarkt der Welt China Marktanteile verloren. Allen voran im wichtigen E-Mobility-Segment kommen die ID-Modelle bei den Konsumenten nicht an. Zu wenig innovativ, zu wenig Infotainment, mangelhafte Software. Das wird sich auch in den kommenden Monaten nicht zum Positiven wenden. Hinzu kommt, dass die Konkurrenz im Mittelklasse-Segment mit Nio, BYD, Xpeng und Geely immer größer wird. Ein echter Game-Changer aus Sicht des VW-Konzerns ist nicht in Sicht.