Mit der Übernahme des deutschen Konkurrenten Seracell Pharma ist Vita 34 in eine neue Dimension vorgestoßen. Die Stammzellbank will weiter wachsen, das skalierbare Geschäftsmodell erweitern und in Gewinne ummünzen. Auch im Jahr 2019 will Vita 34 die Erfolgsgeschichte fortsetzen – DER AKTIONÄR hat beim Vorstandsvorsitzenden Dr. Wolfgang Knirsch nachgefragt.
DER AKTIONÄR: Herr Dr. Knirsch, im dritten Quartal verzeichnete die Vita 34 AG eine starke Margenausweitung (EBITDA) auf 21,1 Prozent. Sind EBITDA-Margen über 20 Prozent auch in den kommenden Quartalen zu erwarten?
Dr. Wolfgang Knirsch: Das Umsatzwachstum in unserem Heimatmarkt und die Einstellung unrentabler Aktivitäten waren wesentlich für das Erreichen dieser positiven Entwicklung. Wir erwarten in den kommenden Jahren neben einer Ausweitung des Geschäftes in unserem Heimatmarkt auch steigende Umsatz-Beiträge aus dem attraktiven, aber margenschwächeren Geschäft unserer internationalen Vertriebspartner. Vor diesem Hintergrund planen wir mittelfristig mit einer EBITDA-Marge im Bereich von 20 bis 25 %.
Seit Juli 2017 gehört auch der einstige Rivale Seracell Pharma zur Vita-34-Gruppe. Sind Sie mit der Integration und der bisherigen Entwicklung von Seracell unter dem Dach von Vita 34 zufrieden?
Die Übernahme des Wettbewerbers Seracell war ein wichtiger Baustein im Rahmen unserer langfristigen M&A-Strategie, die darauf abzielt, zusätzliche Märkte bzw. Marktanteile zu erschließen. Unsere langjährige Erfahrung in der Integration erworbener Unternehmen hat es uns erleichtert, ganz unmittelbar die Vorteile aus der Seracell-Akquisition zu realisieren. Die Integration und die bisherige Entwicklung von Seracell verliefen planmäßig, insofern sind wir damit auch sehr zufrieden.
Mit der Seracell-Übernahme sind Sie auf dem Markt für Stammzellbanken in die Offensive gegangen. Wollen Sie an der Buy-and-Build-Strategie festhalten?
Unser Produktportfolio und die hohe Qualität am Standort Deutschland machen unsere Produkte Europa-weit attraktiv. Unsere starke Position in unserem Heimatmarkt Deutschland und unsere bereits breite Präsenz in Europa ermöglichen es uns, auch in Zukunft neue Märkte zu erschließen und auch weiterhin als aktiver Konsolidierer am Markt aufzutreten.
In welchen Ländern sehen Sie außerhalb Deutschlands ebenfalls großes Potenzial für das Einlagern von Nabelschnurblut?
Wir haben wie bereits angesprochen auch international noch sehr ehrgeizige Ziele. Positiv hervorheben möchte ich hierbei die Gewinnung eines neuen Vertriebspartners in Dänemark, der auf die Marketingaktivitäten der vergangenen Jahre aufbauen kann. Weitere attraktive Märkte für uns sind z. B. Italien, Serbien und Rumänien, die hohe Einlagerungsquoten aufweisen. Während wir in Serbien mit einem etablierten Partner arbeiten, der weiter expandiert, stehen unsere Partner in Italien und Rumänien noch am Anfang und haben daher auch ein größeres Wachstumspotenzial.
Welche Ziele hat sich Vita 34 für das Jahr 2019 gesteckt?
Wir wollen auch im Jahr 2019 unser Wachstum im In- und Ausland vorantreiben und damit die positive Entwicklung der Vita 34 weiter fortzuführen. Außerdem arbeiten wir im F&E-Bereich intensiv daran, zusätzlich zu den im Nabelschnurblut enthaltenen Stammzellen auch die darin enthaltenen Immunzellen für aktuelle und zukünftige Therapien zugänglich zu machen. Die unlängst zugelassenen CAR-T-Zell-Therapien zeigen eindrucksvoll das große Potenzial von Immunzellen für die Behandlung schwerer und schwerster Erkrankungen auf.
Die Anwendungen von Nabelschnurblut nehmen zu. Sie wollen entsprechend Ihre Produktpalette erweitern. Welche neuen Märkte/Anwendungsbereiche wollen Sie adressieren?
In der öffentlichen Wahrnehmung ist die Anwendung von Stammzellen immer noch vornehmlich mit seltenen Erkrankungen wie Leukämie oder ähnlichen blutbildenden Erkrankungen verbunden. Dabei beobachten wir schon seit einigen Jahren, dass vor allem in der regenerativen Medizin die Anwendungen von Nabelschnurblut ansteigen, was die Relevanz unseres Produktangebotes nachdrücklich unterstreicht. Dies wird unterstützt durch die Veröffentlichung von Studienergebnissen aus den USA, die dosisabhängig die Vorteile einer solchen Therapie zeigen konnten. Wir werden diese Botschaften konsequent in unsere Kommunikationsstrategie einbauen und gezielte Kommunikationskampagnen über traditionelle und neue Medien für werdende Eltern durchführen.
Herr Dr. Knirsch, besten Dank für das Interview.
Welche schlagkräftigen Argumente für einen spekulativen Kauf der Vita-34-Aktie sprechen, lesen Sie in der aktuellen AKTIONÄR-Ausgabe 02/2019.