Anfang Juni sah es noch so aus, als könnte sich die Verbio-Aktie nach mehrmonatiger Talfahrt stabilisieren und ein Comeback starten. Drei Wochen später zeigt sich ein komplett anders Bild: Die Papiere des Biosprit-Herstellers haben ihre Talfahrt fortgesetzt und nehmen Kurs auf das Jahrestief. Die Analysten von Hauck & Aufhäuser haben den fairen Wert der Aktie von 46 auf 32 Euro gesenkt, halten angesichts des noch immer deutlichen Kurspotenzials an ihrer Kaufempfehlung fest.
Verbio hat in den letzten Monaten unter dem anhaltenden Druck auf die Ethanol- und THG-Quotenpreise gelitten, der insbesondere durch die massiven, fraglichen Biodiesel-Importe aus Asien resultierte. Mitte Mai hat das Unternehmen daher wie erwartet noch einmal über ein schwächeres Q3 im Fiskaljahr 2023/24 berichtet. Gleichzeitig hat Vorstand Claus Sauter aber auch ein deutlich besseres viertes Quartal in Aussicht gestellt.
Die Analysten von Hauck & Aufhäuser haben ihre Kaufempfehlung heute bestätigt, das Kursziel angesichts rekordniedriger Treibhausgas-Minderungsquoten aber erneut gesenkt – von 46 auf jetzt 32 Euro. Analyst Cornelis Kik sieht damit noch immer knapp 90 Prozent Kurspotenzial. Trotz der gesunkenen Quoten sei er weiter zuversichtlich, dass sich die Preise für Treibhausgasquoten 2025 erholen werden, so der Experte. Da aber rund 50 Prozent der CO2-Zertifikate des Biokraftstoff-Herstellers bis Ende des Kalenderjahres vertraglich gebunden seien, dürfte diese Entwicklung die Verbio-Ergebnisse des Geschäftsjahres 2024/25 belasten. Dennoch dürfte das operative Ergebnis am Ende deutlich über den für 2023/24 erwarteten 120 Millionen Euro liegen.
Investoren setzen bei Verbio weiterhin nicht auf die mögliche Geschäftserholung – im Gegenteil. Die Aktie hat ihre Talfahrt wieder aufgenommen. Woher der Verkaufsdruck kommt, ist fraglich. Fakt ist dagegen: Die mittelfristigen Wachstumsaussichten und die voranschreitende Internationalisierung werden weiter komplett ausgeblendet. Neben Biosprit hat das Unternehmen mittlerweile auch Biomethan im Angebot und es wird bald auch bio-basierte Chemikalien in sein Sortiment aufnehmen. Die nächsten Geschäftszahlen gibt es offiziell erst am 26. August. Wird die operative Trendwende mit den Daten bestätigt, würden die Chancen auf ein Comeback steigen.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Aktien von Verbio befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.