Anleger sind bei Varta wahrlich leidgeprüft. Nach dem Abverkauf in den vergangenen Monaten gibt es heute nach Xetra-Handelsschluss endlich mal zur Abwechslung eine positive Nachricht: Das deutsche Batterieunternehmen meldet, dass es die Prognose für 2022 beim EBITDA übertrifft. Der Kurs, der zuvor rund 1,6 Prozent im Minus gelegen hatte, dreht deutlich ins Plus.
Rund zehn Prozent beträgt das Plus zeitweise. Schon ein paar Minuten später sind aber alle Gewinne wieder futsch. Der kurzzeitige Anstieg dürfte vor allem vom ersten Satz der Kapitalmarktmitteilung ausgelöst worden sein: „Die Varta AG wird im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022 ihr prognostiziertes Ziel beim bereinigten EBITDA übertreffen.“ Nach vorläufigen Zahlen werde das das bereinigte EBITDA bei 69,5 Millionen Euro liegen – und damit höher als die bislang prognostizierten 55 bis 60 Millionen Euro.
Anschließend klingt die Sache dann aber schon wieder deutlich ernüchternder. Die Abweichung gegenüber dem oberen Ende der Prognosespanne resultiere aus Einmaleffekten, „insbesondere aus Währungsumrechnung, in der Größenordnung von rund zehn Millionen Euro“. Der Umsatz belaufe sich auf 806,9 Millionen Euro und liege damit am unteren Rand der prognostizierten Spanne von 805 bis 820 Millionen Euro. Außerdem werde das Konzernergebnis „aufgrund einer nicht zahlungswirksamen außerplanmäßigen Abschreibung auf das Sachanlagevermögen, insbesondere für das Segment Lithium-Ion CoinPower,“ stark defizitär bei rund minus 200 Millionen Euro sein.
Die Veröffentlichung seiner endgültigen, geprüften Geschäftszahlen hat Varta für diesen Freitag, 28. April, angekündigt. Die Veröffentlichung hat sich etwas hingezogen. „Der Grund für die Verzögerung ist der zusätzliche organisatorische Aufwand für die Erstellung des Jahresabschlusses, ausgelöst durch das kürzlich vorgelegte Restrukturierungskonzept und die notwendige Zustimmung der Gremien der finanzierenden Banken“, heißt es aus der Varta-Konzernzentrale.
Prognose übertroffen – aber nur wegen Einmaleffekten. Umsatz trifft Schätzung – aber nur am unteren Ende. Außerplanmäßige Abschreibung – aber nicht zahlungswirksam. Letztendlich ein „stark defizitäres“ Konzernergebnis. Unter dem Strich passt da der Rücksetzer nach dem ersten Kurszucker. Ob sich Varta aus dem Tief herausarbeiten kann, bleibt abzuwarten.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Varta