Ob bei der Nordpolexpedition von Fridtjof Nansen oder mit Neil Armstrong auf dem Mond: Varta war überall vorne mit dabei. Als treibende Kraft bei den kleinen Knopfzellen für Hörgeräte und kabellose Kopfhörer will der Batteriehersteller nun auch die Autobranche unter Strom setzen. Der Plan steht, braucht aber noch etwas Zeit, bis die Fahrt beginnt.
Varta will im Bereich CoinPower wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren und so ordentlich Geld in die Kasse zu spülen. Die Konkurrenz sitzt dem Konzern im Nacken. Mit seinem Innovationsplan will Varta die Wettbewerber aber auf Distanz halten. So soll unter anderem die Energiedichte weiter erhöht und die Produktionsgeschwindigkeit gesteigert werden.
Mit dem Cashflow aus dem laufenden Geschäft und der hohen Eigenkapitalquote von 42,6 Prozent ist der Konzern solide aufgestellt, um die Zukunftsinvestitionen zu finanzieren – also auch, um mit seiner neu entwickelten V4Drive-Rundzelle mit der E-Mobilität den nächsten Wachstumsmarkt anzusteuern.
Zur Erinnerung: Die Hochleistungsbatterie im Format 21700 (2,1 cm Durchmesser, 7 cm lang) kann in sechs Minuten aufgeladen werden. Materialien und Wicklungen sind so konzipiert, dass die Rundzelle einen besonders niedrigen Innenwiderstand hat und sich beim Ladevorgang auf nur 35 Grad erwärmt. Damit können bei Bedarf viele Zellen eng zusammengepackt und verbaut werden. Die V4Drive dient im Auto zunächst nicht als alleinige Antriebsbatterie, sondern als sogenannter Booster, der in Premium- und Sportfahrzeugen mit Verbrennungsmotor eingesetzt wird, um die Beschleunigung kurzfristig zu optimieren. Daneben ist der Einsatz der V4Drive in Drohnen, in Kombination mit Brennstoffzellen oder in Powertools möglich. Erste Umsatz- und Ergebnisbeiträge werden ab 2024 erwartet.
Doch damit nicht genug: Die V4Drive-Technologie soll auch auf noch größere Zellen mit einer Höhe von bis zu 10,5 cm und einem Durchmesser von bis zu 4,6 cm übertragen werden. Am Ende soll die Zelle den kompletten Antrieb eines vollelektrischen Fahrzeugs aus dem Premium-Bereich gewährleisten. Auch hier liegt der Fokus dem Vernehmen nach auf dem Performance-Sektor. Die Produktion dürfte etwas zeitversetzt zur 21700er-Zelle starten – also genau dann, wenn der Ramp-up für Elektroautos ab 2025 richtig an Fahrt gewinnt.
Die angekündigte Wachstumsoffensive mit dem Einstieg in das E-Mobility-Geschäft sorgt weiter für Fantasie. Weitere Details zum Fahrplan oder neuen Partnern könnten der Aktie frische Impulse liefern und das Vertrauen der Anleger in die Varta-Story stärken.