Es ist kein Geheimnis: Varta steht weiter vor vielen Problemen. Die herausfordernde wirtschaftliche Lage und die globalen Krisen werden wohl auch im kommenden Jahr für Schwierigkeiten in der Lieferkette, bei den Kosten und der Verbrauchernachfrage sorgen. Die neuen Prognosen des Batterieherstellers fallen entsprechend zurückhaltend aus.
Für dieses Jahr peilt Varta noch einen Umsatz zwischen 805 und 820 Millionen Euro (Vorjahr: 902,9 Millionen Euro) an. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) soll dabei von 283 Millionen im Vorjahr auf 55 bis 60 Millionen Euro (Vorjahr: 282,9 Millionen Euro) sinken. Analysten hatten im Vorfeld bei einem Umsatzrückgang auf 820,7 Millionen noch ein bereinigtes EBITDA von 110,1 Millionen Euro prognostiziert.
Auch im kommenden Jahr wird sich das Geschäft – wenn überhaupt – nur mühsam erholen. Für 2023 peilt Varta einen Umsatz von 850 bis 880 Millionen Euro an. Das bereinigte EBITDA wird zwischen 90 und 110 Millionen Euro gesehen. Damit liegt das obere Ende der Umsatzprognose im Rahmen der bisherigen Konsensschätzungen. Die Ergebnisprognose liegt dagegen deutlich unter den Schätzungen der Experten, die beim bereinigten EBITDA für das kommende Jahr im Schnitt mit rund 174 Millionen Euro kalkuliert hatten. Eine signifikante Verbesserung der operativen Entwicklung lässt damit weiter auf sich warten.
„Die Unternehmenssituation ist nach wie vor herausfordernd in einem für uns alle angespannten wirtschaftlichen Umfeld“, so Vorstandssprecher Markus Hackstein. Der Batteriehersteller will mit einem Paket von Maßnahmen zur Kostensenkung gegensteuern. So sollen die Kapazitäten für CoinPower-Zellen, die beispielsweise in Kopfhörern eingesetzt werden, reduziert und für den Produktionsstandort Nördlingen von Dezember bis April Kurzarbeit angemeldet werden. Zudem wird der Fabrikneubau für die V4Drive-Rundzelle gestoppt und soll erst nach verbindlichen Kundenzusagen fortgesetzt werden.
Ein Großteil der Analysten hat bereits reagiert und die Schätzungen und Kursziele weiter nach unten angepasst. Weitere dürften folgen. Im Schnitt liegt das Kursziel für die Varta-Aktie aktuell bei 30,61 Euro. Kepler Cheuvreux („Reduce“) sieht die Papiere sogar erst bei 15 Euro fair bewertet. Wie lange Goldman Sachs („Neutral“) an seinem 50-Euro-Kursziel festhalten wird, ist fraglich. Kaufempfehlungen gibt es weiter keine. DER AKTIONÄR wird in den kommenden Tagen auf einzelne Analystenstimmen im Detail eingehen.
Varta kommt vorerst nicht aus dem Abwärtsstrudel heraus. Die enttäuschende Geschäftsentwicklung und die unter den Erwartungen liegende Ergebnisprognose dürfte die Aktie kurz- und mittelfristig weiter belasten. Das neu aufgestellte Management versucht den angeschlagenen Batteriehersteller wieder auf Kurs zu bekommen. Das dürfte im aktuellen Marktumfeld aber weiterhin kein leichtes Unterfangen werden. Anleger warten vor einem Einstieg die nächsten Nachrichten zur operativen Entwicklung ab.
(Mit Material von dpa-AFX)