Die USA hängen Europa an der Börse ab. Wie eine Studie der Beratungsgesellschaft EY zeigt, befindet sich unter den ersten zehn der größten Unternehmen der Welt kein Unternehmen aus Europa. Deutsche Unternehmen sind nicht einmal mehr unter den Top 100 vertreten. Den besten Platz erreicht hier noch der Softwarehersteller SAP mit Rang 106.
Auf SAP folgen Siemens und die Deutschen Telekom. Im vergangenen Jahr nahm SAP noch Platz 85 ein, Siemens Platz 100.
Der Industriegasekonzern Linde, der seit der Fusion mit dem US-Unternehmen Praxair seinen Sitz in Irland hat, belegt Rang 59.
Unter den 100 größten Börsenunternehmen haben EY zufolge nur 15 ihre Zentrale in Europa, wertvollster Vertreter ist demnach der französische Luxuskonzern LVMH auf Rang 15.
Die Bedeutung Europas an der Börse schwindet seit Jahren. Ende 2007, vor dem Höhepunkt der Finanzkrise, kamen laut EY noch 46 der 100 wertvollsten Unternehmen der Welt aus Europa und immerhin sieben aus Deutschland. Ende 2021 waren es noch zwei: SAP und Siemens. Die Bundesrepublik sei an den Börsen klar unterrepräsentiert, sagte Henrik Ahlers, Deutschlandchef von EY. Doch die Regeln für die digitale Wirtschaft würden von Unternehmen aus den USA und Asien gemacht. In Deutschland fehlten eine ausgeprägte Gründerkultur und gute Finanzierungsbedingungen für junge Firmen. Jedoch hat Deutschland viele mittelständische Weltmarktführer und auch nicht-börsennotierte Konzerne von Weltrang wie Lidl und Aldi oder den Autozulieferer Bosch.
Dazu kommt, dass Deutschland und Europa überdurchschnittlich stark unter dem Ukraine-Krieg und dem Anstieg der Energiepreise leiden. "In den USA können Industrieunternehmen derzeit deutlich günstiger produzieren, der Krieg ist für sie weit weg, eine Gaskrise muss dort niemand fürchten", sagte Ahlers. Daher spreche wenig für eine Renaissance Deutschlands und Europas an den Weltbörsen im neuen Jahr.
Aus Asien kommen 19 der größten Börsenunternehmen, angeführt vom Techkonzern Tencent. An der Spitze des am Donnerstag veröffentlichten Rankings blieb zum Stichtag 27. Dezember Apple mit gut zwei Billionen Dollar Börsenwert
DER AKTIONÄR bleibt für die beiden größten deutschen Vertreter SAP und Siemens aber weiter zuversichtlich. Beide sind trotz des Rutschs aus den Top 100 gut positioniert. Bei Siemens zahlt sich der zunehmende Fokus auf Digitalisierung aus. Anleger können auf dem aktuellen Niveau zugreifen.