Elmos Semiconductor versucht erneut, sich von seiner Wafer-Produktion zu trennen. Nachdem der geplante Verkauf der Einheit an die von einem chinesischen Investor kontrollierte Silex kein grünes Licht von den Behörden bekommen hat, soll die Fertigung von Ausgangsmaterial für die Chipproduktion (Wafer) nun für 93 Millionen Euro an den US-Konzern Littelfuse verkauft werden.
Der Preis soll in zwei Tranchen gezahlt werden, 37 Millionen Euro sollen nach den regulatorischen Freigaben fließen, der Rest bei Vollzug der Transaktion. Die Transaktion soll bis Ende 2024 über die Bühne gehen, muss aber noch genehmigt werden.
Unter anderem steht die außenwirtschaftliche Investitionskontrolle durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) an. Daran scheiterte in den vergangenen Jahren etwa der geplante Verkauf des Waferherstellers Siltronic an den taiwanischen Konzern GlobalWafers. Zur Erinnerung: Elmos hatte bereits im Dezember 2021 den Verkauf der Wafer-Produktion an Silex zu einem etwas tieferen Preis angekündigt, der ein Jahr später aber von der Bundesregierung untersagt wurde.
Da mit Littelfuse aber kein chinesisches, sondern ein US-amerikanisches Unternehmen als Käufer gefunden worden sei, dürften die Hürden für eine kartellrechtliche Genehmigung sehr niedrig sein, so Analyst Malte Schaumann von Warburg Research. Die Logik hinter der Transaktion bleibe mit einer positiven Wirkung auf den Cashflow und die Kapitalrendite ohnehin die gleiche. Die Transaktion wertet Schaumann positiv, da mit ihr eine Wertsteigerung einhergehen dürfte. Er erwartet im Jahresverlauf eine Anhebung der konservativen Planvorgaben für 2023 und sieht die Aktie daher weiter bei 95 Euro fair bewertet.
Wenn der Deal durchgewunken wird, übernimmt Littelfuse den Angaben zufolge die Fabrik mit etwa 225 Beschäftigten. Alle anderen Aktivitäten sollen bei Elmos bleiben. Die Dortmunder werden damit ein Unternehmen ohne eigene Produktionsstätte und will sich stärker auf Entwicklung und Tests konzentrieren.
Elmos will mit Littlefuse eine langfristige Liefervereinbarung mit einer anfänglichen Laufzeit bis zum Jahr 2029 abschließen, nach der Elmos bestimmte Mengen der in der Fabrik gefertigten Wafer kaufen wird. Diese Vereinbarung ergänze die bereits bestehenden Liefervereinbarungen mit den anderen Auftragsfertigern von Elmos, hieß es.
Die Transaktion habe keine wesentlichen Auswirkungen auf das operative Ergebnis im laufenden Jahr. So geht das Unternehmen 2023 weiter von einer Marge gemessen am Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von rund 25 Prozent aus, mit einer Schwankungsbreite von zwei Prozentpunkten nach oben und unten. Auf den Barmittelfluss (Cashflow) werde sich der Verkauf voraussichtlich mit 37 Millionen Euro positiv auswirken.
Unabhängig von der Transaktion werde der Ausbau der Testkapazitäten für das zukünftige Wachstum intensiviert, teilte der Chipkonzern weiter mit. Elmos fährt deswegen die Investitionsquote um zwei Prozentpunkte auf rund 19 Prozent hoch. Aus diesem Grund rechnet das Unternehmen jetzt mit einem negativen operativen bereinigten Free Cashflow im laufenden Jahr.
Die Elmos-Aktien waren nach einer im September gestarteten Kursrally bis Anfang April auf ein Rekordhoch von 93,90 Euro gelaufen. Danach war die Luft raus und der Kurs sank bis unter 65 Euro. Eine Erholung in der ersten Juni-Hälfte fiel schnell wieder in sich zusammen. Mit der heutigen Meldung könnte die Stimmung erneut drehen. Der Deal macht SinnDie Kundennachfrage nach der Technologie aus dem Werk in Dortmund geht langsam aber sicher zurück. Eine Modernisierung wäre teuer geworden. Auf der anderen Seite wird durch die Einnahmen die Finanzbasis des Unternehmens spürbar gestärkt.
(Mit Material von dpa-AFX)