Wirecard hat die für den heutigen Donnerstag geplante Veröffentlichung des Jahresfinanzberichts 2019 erneut verschoben. Das geht aus einer Ad-hoc-Meldung hervor, die das Unternehmen um 10.43 Uhr veröffentlicht hat. Grund dafür seien "Hinweise auf Vorlage unrichtiger Saldenbestätigungen". Die Aktie bricht daraufhin massiv ein.
Konkret heißt es in der Mitteilung: „Der Abschlussprüfer der Wirecard AG, die Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, München, hat die Wirecard AG darüber informiert, dass über die Existenz von im Konzernabschluss zu konsolidierenden Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von insgesamt 1,9 Milliarden Euro (dies entspricht in etwa einem Viertel der Konzernbilanzsumme) noch keine ausreichenden Prüfungsnachweise zu erlangen waren.“
Es gebe Hinweise, dass dem Abschlussprüfer von einem Treuhänder bzw. aus dem Bereich der Banken, welche die Treuhandkonten führen, unrichtige Saldenbestätigungen zu Täuschungszwecken vorgelegt wurden, damit dieser ein unrichtiges Vorstellungsbild über das Vorhandensein der Bankguthaben bzw. die Führung von Bankkonten zugunsten der Wirecard-Gesellschaften erhalte.
Man sei möglicherweise Opfer von "gigantischem Betrug" geworden und werde Strafanzeige gegen Unbekannt erstatten, erklärte das Unternehmen gegenüber der Nachrichtenagentur dpa-AFX.
Jetzt wird es richtig eng
„Der Vorstand arbeitet mit Hochdruck daran, den Sachverhalt in Abstimmung mit dem Abschlussprüfer weiter aufzuklären“, teilte das Unternehmen mit. Die Prüfung des Jahresabschlusses werde nicht wie geplant abgeschlossen worden. Damit verschiebt Wirecard die für heute geplante Veröffentlichung nunmehr zum vierten Mal. Ein neuer Termin werde noch bekanntgegeben.
Dabei drängt die Zeit nun massiv, denn wenn bis zum morgigen Freitag, 19. Juni 2020 (!), kein testierter Jahres- und Konzernabschluss vorgelegt wird, können Kredite der Wirecard AG in Höhe von etwa zwei Milliarden Euro gekündigt werden, warnte das Unternehmen.
Aktie kollabiert
Nach ohnehin nervösem Handelsauftakt am Donnerstagmorgen gerät die Wirecard-Aktie daraufhin erneut massiv unter Druck. Während der Vola-Unterbrechung wurde die Aktie in Auktion zeitweise zu Kursen von 35 Euro gehandelt – ein Minus von rund 66 Prozent zum Xetra-Schluss am Mittwoch.
Updates folgen.
Mit Material von dpa-AFX.