Es war eine ungewöhnliche Serie: Über drei Ausgaben hinweg hat DER AKTIONÄR ein Interview mit Dr. Markus Krall veröffentlicht, das Mitte Mai geführt wurde. Krall ist nicht nur ein profilierter Kritiker des Finanzsystems und Politikbetriebs in Europa, Bestseller-Autor und Geschäftsführer bei Degussa Goldhandel, sondern auch ein ausgesprochener Kenner der Banken- und Versicherungsbranche.
In den Fintech-Bereich hat der ehemalige Risikomanager ebenfalls Einblicke. Klar, dass das Gespräch auch kurz auf Wirecard kam. Hier nun der Auszug, in dem es um das seit Monaten umstrittenste deutsche Unternehmen an der Börse geht.
DER AKTIONÄR: Herr Krall, mal antizyklisch gefragt: Würden Sie derzeit eher Lufthansa oder Wirecard kaufen, wenn Sie sich entscheiden müssten?
Markus Krall: Wirecard hätte ich noch nie gekauft.
Warum?
Dazu möchte ich mich nicht äußern.
Diesen Satz höre ich zum ersten Mal von Ihnen. Es gibt bekanntlich viele Punkte, über die im Zusammenhang mit Wirecard gestritten wird. Können Sie vielleicht andeuten, was für Sie persönlich relevant ist?
Ich sage es mal so: Wirecard produziert seit Jahren Zahlen, die ich nicht verstehe. Da halte ich mich an das Diktum von Warren Buffett, dass ich keine Investments tätige, die ich nicht verstehe.
In diesem Fall vertritt Krall ausnahmsweise keine besonders gewagte Position. Auch anderen Branchen-Experten ist Wirecards Geschäftsmodell seit Jahren zu undurchsichtig. In den vergangenen Monaten haben Berichte renommierter Wirtschaftsmedien aus dem In- und Ausland mehr und mehr Fragen aufgeworfen, auf die Wirecard teilweise bis heute keine Antworten geliefert hat. Zumindest Kommunikation und Krisenmanagement lassen zu wünschen übrig. Das bleibt leider festzuhalten. Selbst wenn man – wie der Autor dieses Artikels – seit Jahren treuer Aktionär ist.
Die Interviews mit Dr. Markus Krall sind in den Ausgaben 22/2020 bis 24/2020 erschienen. Am 21. November wird Krall auf dem Aktionärstag in Kulmbach sprechen. Weitere Infos dazu demnächst auf www.deraktionaerstag.de.
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Wirecard.