Wie heißt es so schön? Die Hoffnung stirbt zuletzt. Nachdem das Investoren-Duo um Bain Capital sein Angebot nicht mehr weiter erhöhen will, müssen noch viele Aktionäre der Offerte von AMS zustimmen. Noch ist die Übernahme des Beleuchtungsspezialisten also nicht in trockenen Tüchern. Die Osram-Aktie dreht am Nachmittag vom Minus- in den Plus-Bereich.
Was passiert mit Osram? Die zur Übernahme bislang mitbietenden Finanzinvestoren Advent (als Ersatz für Carlyle) und Bain Capital geben sich offenbar geschlagen. Das neu formierte Investoren-Duo verzichtet laut Informationen der Börsen-Zeitung am Dienstag auf Maßnahmen gegen das von AMS erhöhte Übernahmeangebot.
Unmittelbar vor Ablauf der Angebotsfrist heute um Mitternacht hatte AMS seine Offerte am Freitag von 38,50 auf 41 Euro je Aktie aufgestockt, was einen Gesamtkaufpreis von über 3,9 Milliarden Euro bedeuten würde. Bain und der neue Kooperationspartner Advent hatten ihrerseits zuvor angekündigt, das frühere AMS-Angebot deutlich überbieten zu wollen, nannten aber bislang keinen neuen Preis. Das frühere Angebot von 35 Euro je Aktie, das Bain zusammen mit dem Finanzinvestor Carlyle unterbreitet hatte, ist inzwischen von AMS übertrumpft.
Noch ist jedoch keineswegs sicher, dass sich AMS auch durchsetzt. Der steirische Sensor-Hersteller hat sich selbst eine Schwelle gesetzt: Wenn nicht die Eigentümer von mindestens 62,5 Prozent der Osram-Aktien zustimmen, ist die Übernahme gescheitert. Update: Derzeit halten die Österreicher erst 25,1 Prozent der Osram-Anteile in Besitz.
Bis Montagabend wurden dem Unternehmen 8,8 Millionen Osram-Aktien angedient, wie AMS in einer Pflichtmeldung bekannt machte. Dies entspreche einem Anteil von 9,16 Prozent am Grundkapital von Osram. Durch frühere Zukäufe hatte sich AMS bereits rund 15 Prozent der Anteile gesichert. Die Aktionäre des Münchner Beleuchtungsherstellers haben noch bis heute Mitternacht Zeit, um sich für die Annahme eines Übernahmeangebots zu entscheiden.
Nach dem Ende der Annahmefrist haben die Banken, die die Aktiendepots verwalten, 48 Stunden Zeit, um die Ergebnisse zu übermitteln, wie eine Sprecherin von AMS erklärte. Wegen des bevorstehenden Feiertags am Donnerstag könnte sogar erst am Freitag feststehen, ob AMS sich durchgesetzt hat.
Die IG Metall und der Osram-Betriebsrat lehnen eine Übernahme durch AMS ab, weil sie eine Zerschlagung des über 110 Jahre alten Traditionsunternehmens befürchten. Auch im Osram-Vorstand und im Aufsichtsrat gibt es Bedenken, ob AMS die Übernahme überhaupt finanziell und organisatorisch stemmen kann.
Der seit Monaten stark gestiegene Osram-Kurs ist am Dienstag zunächst unter Druck geraten. Zeitweise büßten die Aktien gut zwei Prozent auf 39,46 Euro ein. Am Nachmittag zogen sie dann plötzlich auf den Übernahmepreis von 41 Euro an. Womöglich kauft AMS über die Börse weiter hinzu. Der AMS-Kurs legte hingegen heute um mehr als drei Prozent zu.
Selbst Börsenhändler sind sich derzeit unschlüssig, was mit dem Osram-Kurs passieren wird, wenn AMS nicht die notwendige Mindestannahmeschwelle erreicht. Das wahrscheinlichste Szenario: Der Osram-Kurs sackt enttäuscht ab.
Fraglich ist, ob dann automatisch das letzte Angebot von Bain Capital zum Tragen kommt. Die US-Finanzinvestoren hatten 35 Euro je Osram-Aktie geboten und den Osram-Beschäftigten den Erhalt von Standorten und Arbeitsplätzen zugesagt. Aufsichtsrat und Vorstand empfahlen den Osram-Aktionären im August, dieses Angebot anzunehmen, die Allianz-Tochter Allianz Global Investor als Osram-Großaktionärin und die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) lehnten es als zu niedrig ab.
Das AMS-Angebot von 41 Euro je Osram-Aktie wird als attraktiv betrachtet, könnte jedoch an der Mindestannahmeschwelle von 62,5 Prozent scheitern. Das niedrigere Angebot der US-Finanzinvestoren wurde als zu niedrig abgelehnt, eine Aufstockung ist ungewiss. Die ganze Übernahme könnte also noch scheitern. DER AKTIONÄR wiederholt seinen Tipp: Wer auf die letzten Cents oder mögliche Enttäuschungen verzichten möchte, verkauft auf dem aktuellen Niveau.