Kurz vor dem Ende der Annahmefrist für die Übernahme-Offerte des österreichischen Halbleiter-Herstellers AMS richtet sich die Aufmerksamkeit der Aktionäre auf die konkurrierenden US-Finanzinvestoren Advent und Bain Capital. Stocken sie ihr Angebot ebenfalls auf? Oder müssen sie es womöglich gar nicht?
Am Freitag hatte AMS sein Angebot von 38,50 Euro auf 41 Euro aufgestockt und bekannt gegeben, nun bereits 14,69 Prozent der gesamten Osram-Aktien zu besitzen. Gleichzeitig forderten die Österreicher alle verbleibenden Osram-Aktionäre auf, ihre Aktien vor dem 1. Oktober einzureichen. Für nunmehr 4,6 Milliarden Euro wollen sie den Münchner Konzern komplett übernehmen.
Nun sind die Aktionäre am Zug. Bedingung für den Erfolg des Angebots ist, dass 62,5 Prozent der Aktionäre ihre Anteile verkaufen. Die Frist läuft bereits in der Nacht zum kommenden Mittwoch um 24 Uhr aus. Bis dahin haben auch die Finanzinvestoren Advent und Bain Capital Zeit, ihrerseits ein neues Angebot vorzulegen. Bislang ist die Höhe ihres aktuellen Angebots nicht bekannt.
Der bayerische IG-Metall-Chef Johann Horn forderte sie auf, das Angebot schnell zu konkretisieren. Womöglich liegt es bereits oberhalb des AMS-Angebots. Falls die Investoren ihrerseits ein erneutes Angebot machen wollen, müssten sie die Annahmeschwelle erhöhen, damit sich auch die Annahmefrist verlängern würde. Damit wiederum würde sich auch die Frist der AMS-Offerte nach hinten verschieben und die Investoren so Zeit gewinnen.
Die IG Metall lehnt eine Übernahme von Osram durch die kleinere, hoch verschuldete AMS strikt ab und warnte, schon die Bieterschlacht gefährde die Arbeitsplätze. "Der Poker um Osram am Kapitalmarkt schadet dem Unternehmen und muss beendet werden", sagte Horn.
Die Gewerkschaft warnte, AMS wolle mit Entlassungen 120 Millionen Euro jährlich einsparen, wesentliche Teile des Münchner Stammsitzes auflösen, die Digitalsparte verkaufen "und Osram damit de facto zerschlagen". AMS teilte mit, man werde die Osram-Werke "in Regensburg, Berlin, Schwabmünchen, Herbrechtingen, Traunreut und Eichstätt für mindestens 3 Jahre weiterbetreiben" und Arbeitsplätze in der Fertigung und in der Entwicklung in Deutschland schaffen.
Das Analysehaus Mirabound sieht das höhere Angebot von AMS ebenfalls kritisch. Es sei sehr riskant, verschiedene Unternehmenskulturen zu integrieren und eine große Menge an Aktien auszugeben, um am Ende mit einem hochgehebelten Geschäft mit sehr optimistischen Synergiezielen dazustehen.
Auch im Osram-Management selbst gibt es Bedenken, ob AMS die Übernahme überhaupt finanziell und organisatorisch stemmen kann. Vorstandschef Olaf Berlien und Aufsichtsratschef Peter Bauer erklärten, sie würden ihre eigenen Aktien nicht an AMS verkaufen.
Die Analysten vom Bankhaus Metzler haben die Osram-Aktie nun auf "Verkaufen" gesenkt. Mehr als 41 Euro trauen sie dem Licht-Spezialisten nicht mehr zu. Independent Research hat das Ziel für Osram ebenfalls auf 41 Euro gesetzt.
Die Experten von Bernecker Börsenbriefe empfehlen die Annahme des AMS-Angebots. Damit würde der Einstieg von Finanzinvestoren verhindert, deren Ziel darin liege, "ein gutes Business zu machen, nach drei bis vier Jahren auszusteigen, aber die Industriestruktur in Deutschland nicht zu verbessern".
Es ist möglich, dass Advent und Bain Capital die AMS-Offerte nochmals überbieten. Noch engagierte Anleger, die den Übernahme-Kampf mit durchziehen wollen, bleiben dabei. Wer auf die letzten Cents oder mögliche Enttäuschungen verzichten möchte, verkauft auf dem aktuellen Niveau bei gut 40,60 Euro. Seit dem Zwischentief im Juni hat die Osram-Aktie über 60 Prozent zugelegt.