TUI muss an allen Ecken und Enden den Rotstift ansetzen. Jetzt stehen zahlreiche (defizitär) arbeitende hauseigene Reisebüros zur Disposition – das Thema „Online-Buchungen“ schlägt zusätzlich zu Corona mächtig ins Kontor. Hierzu verhandelt der Reisekonzern gerade mit dem Betriebsrat über die Details. Die Aktie verliert - trotz des richtigen strategischen Ansatzes - dennoch.
Genaue Zahlen zu den betroffenen Standorten und Mitarbeitern nannte das Unternehmen am Donnerstag noch nicht. "Die Gespräche laufen jetzt", sagte ein Sprecher in Hannover. Nach Informationen der Touristik-Zeitschrift fvw soll es um bis zu 60 von etwa 450 TUI-Büros in der Bundesrepublik gehen, die bis Ende September des kommenden Jahres dichtgemacht werden könnten. Es gebe aber noch keine Aussagen zu den Standorten. Zur Zahl der betroffenen Mitarbeiter äußert sich das Unternehmen nicht. Die Größenordnung dürfte nach fvw-Informationen bei 250 bis 300 Mitarbeitern liegen.
Wegen der häufigeren Nutzung von Online-Buchungen haben viele stationäre Reisebüros schon seit Längerem zu kämpfen, ebenso bei anderen Anbietern. Dies wurde durch die eingebrochene Nachfrage zu Beginn der Corona-Krise noch einmal verschärft. TUI hatte aber bereits zuvor angekündigt, ihren Vertrieb grundlegend umzubauen.
So setzt Konzernchef Fritz Joussen vor allem auf digitale Plattformen und einen stärkeren Direktkontakt zu den Kunden, auch über neue Apps. "Heute gilt 'online first', das ist ziemlich klar", meinte er jüngst bei der Vorstellung der Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsquartal. In anderen Ländern wie Großbritannien treffen die geplanten Kürzungen die klassischen Reisebüros noch weitaus härter. Auch in Skandinavien geht das Buchungsverhalten vieler Kunden klar in Richtung Internet.
Die umfangreichen Sparbemühungen von TUI sind der richtige -und auch einzige - Weg, um das (langfristige) Überleben zu sichern. Dennoch sind Aussichten aufgrund der unwägbaren Corona-Pandemie alles andere als gut. Anleger sollten die Aktie des Touristik-Konzerns daher meiden und sich weder auf der Long- noch auf der Short-Seite positionieren.
(Mit Material von dpa-AFX)