Angesichts einer deutschen Reisewarnung für große Teile Spaniens und die beliebten Balearen lassen Anleger bei den TUI-Aktien weiter Vorsicht walten. Zusätzlich bringen Analysten ihre Skepsis gegenüber dem weltgrößten Reiseveranstalter zum Ausdruck. Ein Test des Corona-Crash-Tiefs von Mitte März ist nicht auszuschließen.
TUI hat nach der Reisewarnung alle Pauschalreisen in die Region abgesagt. Zum Ende der Sommersaison ist das ein weiterer schwerer Schlag für den Reiseveranstalter. Spanien ist eines der wichtigsten Reiseziele für TUI. Zudem ist nicht abzusehen, wann die Warnung wieder aufgehoben werden könnte.
Nachdem die Infektionszahlen in den letzten Tagen immer weiter nach oben schnellten, war es im Grunde nur noch eine Frage der Zeit, bis der Urlaub auf Mallorca, Ibiza und Co wieder mit einem "Verbotsschild" versehen wird. Am Freitagabend war es dann soweit: Mit Ausnahme der Kanarischen Inseln gilt für ganz Spanien wieder eine Reisewarnung des Auswärtigen Amts.
Analysten sind angesichts der aktuellen Lage kritisch: So weist die Commerzbank heute darauf hin, dass die von der Warnung betroffenen Reiseziele "im Normalfall" mehr als ein Fünftel aller Reiseziele im Portfolio des Touristik-Konzerns betreffe. Gegenwärtig seien es weniger, nicht zuletzt wegen einer 14-tägigen Quarantäne, die in Großbritannien erlassen wurde. Bei TUI seien die vergangenen Wochen enttäuschend verlaufen, erklärten die Analysten. Dank der staatlichen Unterstützungen für das Unternehmen werde dieses es aber wohl über den Winter schaffen.
Die NordLB senkt sogar das Kursziel auf 2,80 Euro. Nach der Vorgabe hat die TUI-Aktie noch rund 16 Prozent Abwärtspotenzial.
TUI hat in der vergangenen Woche bereits die Zahlen für das dritte Quartal, in das der wochenlange weltweite Lockdown fiel, vorgelegt: Die Verluste von 1,4 Milliarden Euro waren noch schlimmer als ohnehin befürchtet. Um zu überleben, hat man sich Staatshilfen in Höhe von drei Milliarden Euro gesichert.
Mit einer schnellen Wiederbelebung der Nachfrage und Aufhebung der Beschränkungen ist nicht zu rechnen. Die Aussage des Reiseveranstalters im Geschäftsbericht, in zwei Jahren werde die TUI Group "stärker, schlanker, digitaler und agiler in einem voraussichtlich erheblich konsolidierten Markt auftreten“, ist aus heutiger Sicht mit (zu) vielen Fragezeichen behaftet.
Die Aktie könnte in den nächsten Tagen Kurs auf das Corona-Crash-Tief vom 16. März nehmen. Damals rutschte der Titel auf 2,42 Euro ab. Anleger bleiben weiterhin außen vor.
(Mit Material von dpa-AFX)