Krieg, Inflation und drohende Rezession – all das macht der bereits Corona-geplagten Tourismus-Branche zu schaffen und spiegelt auch der Kurs der TUI-Aktie wider. Damit nicht genug: Neben dem weiter einbrechenden Gesamtmarkt schlägt nun auch der Deutsche Tourismusverband (DTV) Alarm und fürchtet Insolvenzen. Der Titel rutscht unter eine wichtige Marke.
Aufgrund der hohen Energiepreise rechnet der DTV mit einem harten Winter für die Branche und warnt vor Betriebsschließungen. Verbandspräsident Reinhard Meyer appellierte an Wirtschaftsminister Robert Habeck und fordert sinngemäß, die Betriebe und Akteure im Rahmen von wirtschaftlichen Sicherungsmaßnahmen mit einzubeziehen. Gerade kleine und mittelständische Betriebe seien auf Unterstützung angewiesen und müssten unbedingt unter einen Rettungsschirm des Bundes genommen werden. "Wenn sie keine Hilfen erhalten, sind zahlreiche Unternehmensschließungen zu befürchten", so Meyer.
Hintergrund zu TUI: Die Hannoveraner wurden vom Staat mit vielen Milliarden gerettet und haben einen Teil der Kreditlinien (DER AKTIONÄR berichtete) davon bereits zurückgegeben. Allerdings sind mehr als drei Milliarden Euro Nettoschulden immer noch eine gewaltige Belastung – vor allem mit Blick auf die steigenden Zinsen. Auch wenn die Hannoveraner 2022 ( Geschäftsjahr per 30. September) operativ in die Gewinnzone zurückkehren wollen (Jahreszahlen werden am 14. Dezember veröffentlicht), haben sich die weiteren Aussichten – mit Blick auf die galoppierende Inflation und drohende Rezession – verdüstert.
TUI selbst sagte jüngst in einem Quartalsupdate, dass die Winter-Buchungen derzeit immerhin 78 Prozent des Niveaus des Winters 2018/19 betragen. Der Trend zu kurzfristigen Buchungen setze sich fort, ließ der Veranstalter überdies verlautbaren – was im Ergebnis das hohe Maß an Unsicherheit (bei den Kunden) widerspiegelt. Die Liquidität ist beim Branchenführer zumindest kein Problem: Per 5. August verfügte das Unternehmen eigenen Angaben zufolge über 3,9 Milliarden Euro an liquiden Mitteln.
Die TUI-Aktie verliert am Mittwoch zur Mittagszeit mehr als sechs Prozent und notiert bei 1,40 Euro. Damit ist der Titel unter die wichtige Unterstützung bei 1,42 Euro (DER AKTIONÄR berichtete) gefallen. Sollte sich das auf Schlusskurs-Basis bestätigen, droht ein Absturz bis auf das Corona-Tief bei 1,25 Euro.
DER AKTIONÄR bleibt bei seiner Einschätzung: Weder Fundamentaldaten noch Charttechnik sprechen derzeit für die Aktie. Die nahende Rezession dürfte die Situation noch zusätzlich erschweren. Anleger sollten weiterhin einen Bogen um den Tourismus-Titel machen.
(Mit Material von dpa-AfX)