TUI ist im abgelaufenen Geschäftsjahr wie erwartet tief in die roten Zahlen geflogen. Und auch eine Prognose für 2021 traut sich der Reiseveranstalter – im Grunde erwartungsgemäß – derzeit nicht zu. Immerhin sollen die Kosten weiter gesenkt werden, und auch die Buchungszahlen für 2021 machen Hoffnung. Die TUI-Aktie verliert aktuell mehr als drei Prozent.
Konkret liegen die Buchungen für den Sommer 2021 im Vergleich zum regulären Sommer 2019 um drei Prozent höher, so TUI in der Pressemitteilung. Die durchschnittlichen Preise für das Sommerprogramm 2021 sind aktuell um 14 Prozent höher als für 2020. In den Sommerzahlen sind allerdings viele Umbuchungen aus dem laufenden Jahr enthalten.
Die Buchungszahlen für den Winter liegen hingegen aktuell 82 Prozent unter Vorjahr. Vor diesem Hintergrund in Verbindung mit der 2020 stark gestiegenen Verschuldung steht in Hannover das Thema „Sparen“ ganz oben auf der Agenda. Statt 300 Millionen will man ab 2023 400 Millionen Euro pro Jahr einsparen – und das ohne zusätzlichen Stellenabbau, sagte Vorstandschef Fritz Joussen am Donnerstag nach der Zahlenvorlage. Vielmehr dürften die eingeleiteten Schritte bei der Digitalisierung sowie die Verkleinerung der Flugzeugflotte finanziell mehr bringen als bisher angenommen.
TUI muss jedoch auch mit den zugesagten Staats- und Kapitalhilfen von inzwischen rund 4,8 Milliarden Euro eng wirtschaften, um aufgrund der Pandemiefolgen nicht an den Abgrund zu geraten. Die Nettoverschuldung versiebenfachte sich im Vergleich zum vorherigen Geschäftsjahr von knapp 910 Millionen auf mehr als 6,4 Milliarden Euro. Joussen wies darauf hin, dass dies aber nicht "alles reine Schulden" seien. So seien hier teils auch die neuen Kapitalmaßnahmen eingerechnet. „Wir werden unsere Bilanz reparieren", kündigte er an. Die ersten zurückzuzahlenden Kredite seien Mitte 2022 fällig.
„Wir werden uns alle möglichen Hebel zur Refinanzierung des Unternehmens anschauen", sagte der TUI-Boss. Für die Hotels etwa werde eine Beteiligung externer Investoren geprüft - bei anhaltendem Management der Häuser durch TUI. „Die Hiltons und die Hyatts finanzieren all ihre Hotels so", meinte Joussen. Die britische Kreuzfahrtlinie Marella Cruises solle in ein Gemeinschaftsunternehmen eingebracht werden, wie dies schon bei Hapag-Lloyd Cruises geschah.Trotz der schlechten bilanziellen Kennziffern für 2020 belegen die Buchungszahlen für den Sommer 2021, dass die Menschen große Lust auf Reisen und Urlaub haben. Natürlich braucht TUI für gute Geschäfte zur besten Jahreszeit eine idealerweise vollständig überwundene Corona-Krise. Dank der jüngsten Impfstoff-News erhält dieses positive Szenario eine gewisse Wahrscheinlichkeit. Investierte TUI-Anleger wetten genau auf eine solche touristische Erholung, beachten aber unbedingt den Stopp-Loss-Kurs bei 4,10 Euro.
(Mit Material von dpa-AFX)