Nachdem die Erholung bei Thyssenkrupp am Donnerstag schnell abverkauft wurde, notiert der MDAX-Titel auch am Freitag quasi unverändert. Zwischen Rüstungsfantasie und Stahlrisiko bleiben zweistellige Kurse aber weiterhin in Reichweite. Die Deutsche Bank sieht zwei Gründe für die jüngste Erholungsrally.
Analyst Bastian Synagowitz hat die Bewertung von Thyssenkrupp wieder neu aufgenommen und die Aktie mit „Hold“ und einem Kursziel von zehn Euro eingestuft. Ein Grund für die kräftige Erholung: die Aufstockung der Cash-Flow-Ziele. Diese Kennziffer gilt als besonders wichtig, vor allem da der Konzern hier in den vergangenen Jahren immer wieder enttäuscht hat und hohe Kapitalabflüsse zu verzeichnen hatte. Der zweite Grund sei die Suche der Anleger nach Profiteuren des deutschen Investitionspakets. Hier würde Thyssenkrupp viele Anforderungen erfüllen.
Die IG Metall fordert derweil einen Sozialtarifvertrag für den Stahlhersteller HKM. Thyssenkrupp ist an der Duisburger Stahlhütte mit 50 Prozent beteiligt, will sich davon aber trennen. Zuletzt hatte die Sparte Steel Europe auch deswegen den Liefervertrag mit HKM zu kündigen. Nun schaltet sich die Gewerkschaft ein. „Wir wollen Sicherheit für den Fall, dass es zu Entlassungen kommt“, heißt es in einem Flugblatt. „Thyssenkrupp Steel lässt uns fallen. Damit ist die Existenz der Hütte bedroht.“ Ob Thyssenkrupp die Beteiligung verkaufen wird oder ob es zur Schließung von HKM kommt, ist derzeit nach wie vor offen.
Die Entwicklung rund um HKM verdeutlicht einmal mehr, dass Thyssenkrupp nach wie vor mit vielen Baustellen zu kämpfen hat. Doch die Fantasie rund um die Marinetochter TKMS, die vor der Abspaltung steht, hat den Kurs zuletzt angetrieben und bleibt der Impulsgeber. Zudem würde die Stahlsparte massiv von einer Entspannung an der Zollfront profitieren. Aktuell überwiegen deshalb auf dem Niveau die Chancen. Anleger können zugreifen.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Thyssenkrupp.