Der Ausverkauf bei ThyssenKrupp läuft auf Hochtouren. Zu Wochenbeginn haben die interessierten Finanzinvestoren dem Konzern erstmals ihre detaillierten Offerten vorgelegt. Der Aufsichtsrat kommt jetzt zusammen, um erste Entscheidungen zu fällen – für ThyssenKrupp geht es dabei um nicht weniger als die eigene Zukunft.
Mehrere Finanzinvestoren sollen ihre Angebote abgegeben haben. Ebenfalls noch im Rennen sind die Wettbewerber Hitachi und Kone, der sich mit dem Finanzinvestor CVC zusammengetan hat. Beide sollen aber noch bis Ende Januar Zeit haben, ihre Pläne vorzustellen. Eine endgültige Entscheidung, wer zum Zug kommt, dürfte erst Ende Februar oder im März fallen. Bis zum Ende des ersten Quartals will ThyssenKrupp aber eine Lösung gefunden haben.
Offiziell ist noch immer offen, ob es einen Komplett-, einen Teilverkauf oder einen Börsengang gibt. Doch die Zeit drängt aufgrund der schwachen Bilanz. Ein Verkauf erscheint deshalb wahrscheinlich. Rund 15 Milliarden Euro könnten dann in die klammen Kassen kommen.
Ein Verkauf an Finanzinvestoren wäre dabei kartellrechtlich einfacher – ThyssenKrupp ist hier seit dem Platzen der Stahlfusion mit Tata Steel ein gebranntes Kind. Allerdings könnten die Wettbewerber höhere Synergieeffekte erzielen und so einen höheren Kaufpreis zahlen. Der Großaktionär Cevian soll deshalb einen Verkauf an Kone favorisieren. CVC könnte dann das wettbewerbsrechtlich besonders kritische Europa-Geschäft übernehmen, in Asien und Europa ergänzen sich die Geschäfte von ThyssenKrupp und Kone bestens.
DER AKTIONÄR bleibt dabei, dass ein Komplettverkauf angesichts der finanziellen Schieflage alternativlos ist – auch, wenn dann der Gewinnzufluss der lukrativen Aufzugssparte wegfällt. Die Herausforderungen bleiben dennoch groß. Die verbleibenden Sparten müssen auf Vordermann gebracht oder ebenfalls abgestoßen werden. Nur mutige Anleger setzen darauf, dass die Trendwende gelingt. Die niedrige Bewertung bringt aber ein nach wie vor attraktives Chance-Risiko-Verhältnis.