Seit Langem befindet sich ThyssenKrupp im Krisenmodus. Der Chefposten beim Industriekonzern hat sich deshalb zuletzt zum Schleudersitz entwickelt. Die aktuelle Vorstandsvorsitzende Martina Merz steht nun unter Druck, den lang erwarteten Umbau endlich umzusetzen. Noch immer sind aber viele Fragen offen.
Klar ist, dass die Trennung von der Aufzugssparte zum Schlüssel wird. Noch ist nicht endgültig entschieden ob die lukrative Tochter an die Börse gebracht, teilweise oder komplett verkauft wird. Aufgrund der angespannten bilanziellen Lage spricht aber vieles für einen Komplettverkauf. Rund 15 bis 17 Milliarden Euro könnten so in die klammen Kassen gespült werden.
Doch damit beginnen die Herausforderungen erst. Denn was bleibt, steckt in der Krise. Das Stahlgeschäft gilt als besonders zyklisch und leidet wie der Werkstoffhandel seit längerem unter dem schwierigen Marktumfeld. Die Komponentensparte wird von der Krise der Autobranche schwer getroffen. Der Anlagenbau kämpft teilweise auch mit hausgemachten Problemen und gilt ebenfalls seit Jahren als Problemkind.
Merz hat angekündigt alles auf den Prüfstand stellen zu wollen. Was nicht rentabel arbeitet oder im Wettbewerb hinterherhinkt, hat voraussichtlich keine Zukunft. So steht bereits zur Diskussion, dass ThyssenKrupp zum reinen Stahlkonzern wird. Offen bleibt allerdings, ob das zyklische Geschäft, von dem sich der Konzern noch vor kurzer Zeit im Rahmen der gescheiterten Tata-Fusion zurückziehen wollte, wirklich dafür sorgen kann, dass ThyssenKrupp wieder zurück zu alter Stärke finden kann.
Merz steht vor einer Herkulesaufgabe. Die Wiederbelebung von ThyssenKrupp ist offener denn je. Kurzfristig besteht aber durchaus Hoffnung auf Besserung. Das Konglomerat ist gerade einmal halb so viel wert wie die Aufzugstochter. Mutige Anleger setzen trotz der Risiken auf eine Trendwende.