Die zwei Gewinnwarnungen im laufenden Jahr haben gezeigt, dass die operativen Probleme bei ThyssenKrupp groß sind. Doch das Chaos beim Industriekonzern betrifft nicht nur die einzelnen Sparten. Auch die anhaltende Führungskrise auf Konzernebene belastet. So verkommt die Suche nach einem neuen Aufsichtsratschef erneut zur Posse.
In dieser Woche wollte der Aufsichtsrat von ThyssenKrupp eigentlich zwei neue Mitglieder nominieren. Doch trotz einer mehrstündigen Sitzung konnten sich die Kontrolleure lediglich auf die frühere Bosch-Managerin Martina Merz einigen. Bei der wichtigeren Personalie dagegen gab es keine Einigung. Vor allem die finanziellen Forderungen von Daimler-Finanzvorstand Bodo Uebber gingen den Arbeitnehmervertretern zu weit.
Pikant: Es war eigentlich geplant, dass Uebber als Aufsichtsratschef die Nachfolge von Bernhard Pellens antritt. Dieser scheidet 2020 ohnehin aus dem Gremium aus und hätte den Vorsitz wohl auch vorher freiwillig abgegeben. Doch das hat sich nun erledigt: Uebber steht laut Kreisen nun auch künftig nicht mehr zur Verfügung. Für ThyssenKrupp ist es der nächste Rückschlag. Die Suche geht nun weiter, doch die Posse schreckt auch immer mehr qualifizierte Kandidaten ab.
Finger weg
Uebber galt als gute Wahl. Umso schlimmer ist es, dass in den Gremien offensichtlich weiterhin keine Mehrheiten zustande kommen. Die Ablehnung zeigt erneut die Macht der Arbeitnehmer bei ThyssenKrupp. Hinzu kommen die schwierigen Großaktionäre Krupp-Stiftung, Cevian und Elliott. So bleibt der Umbau schwierig, der Konzern in der Krise und die Aktie auf Talfahrt. Anleger greifen nicht in das fallende Messer.