Es wird immer deutlicher, dass die Führungsposten bei ThyssenKrupp nicht gerade begehrt sind. Auch über einen Monat nach den Rücktritten von Konzernchef Heinrich Hiesinger und Aufsichtsratsboss Ulrich Lehner läuft die Suche nach möglichen Nachfolgern auf Hochtouren. Die Absage der Wunschkandidaten verdeutlicht die Not.
DER AKTIONÄR hatte zuletzt bereits berichtet, dass sowohl Airbus-Chef Tom Enders als auch der ehemalige Bayer-CEO Marijn Dekkers nicht für den Posten des Aufsichtsratschefs zur Verfügung stehen. Inzwischen soll laut Handelsblatt auch der frühere Deutsche-Bank-Vorstand Marcus Schenck abgesagt haben. Aufgrund seiner Expertise mit Finanzinvestoren und dem Ruf, gut mit Mitarbeitervertretern umgehe zu können, wäre er eine ideale Lösung gewesen.
Es ist unklar, warum die Kandidaten abgesagt haben. Aber viel deutet darauf hin, dass die Top-Manager keine Lust haben sich in das Kreuzfeuer von Cevian, Elliott, Krupp-Stiftung und Arbeitnehmervertretern zu begeben. Solange der Vorsitz des Aufsichtsrats nicht besetzt ist, kann allerdings auch die Leitung des Konzerns nicht neu besetzt werden. Und der aktuelle Interimschef Guido Kerkhoff hat nicht das Mandat, eine neue Strategie zu entwickeln und umzusetzen – dabei ist ein Umbruch zwingend notwendig, um das schlingernde Konglomerat ThyssenKrupp wieder auf Kurs zu bringen.
Kein Neueinstieg
Das Führungschaos belastet die Aktie von ThyssenKrupp. Trotz der Unterbewertung ist eine Trendwende nicht zu erwarten, solange keine zukunftsfähige Strategie entwickelt werden kann. Anleger sollten deshalb weiter an der Seitenlinie bleiben. Wer investiert ist, setzt den Stopp eng bei 18,00 Euro.