Nach schwachen Jahren gab die verbesserte Performance im ersten Halbjahr Hoffnung auf eine Wende im Stahlbereich. Doch die jüngsten Aussagen von mehreren Konzernchefs lassen Schlimmes befürchten. "Wir stellen seit Mitte September einen Stimmungsumschwung in der Wirtschaft fest", sagte Gisbert Rühl, der Vorstandschef von Klöckner & Co, am Mittwoch.
In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung hat nun Wolfgang Eder, der Chef des österreichischen Herstellers Voestalpine nachgelegt. Er spricht von einer schweren zweiten Jahreshälfte. "Über den Sommer haben sich die Dinge wieder gedreht - im zweiten Halbjahr zeichnet sich eine Abschwächung der Stahl-Nachfrage ab."
Von den wichtigen Kunden produziere zurzeit einzig die Autoindustrie auf gutem Niveau. Maschinenbau und Bau hingegen zeigten rückläufige Tendenzen. "Der Aufschwung in der Stahlindustrie flacht zurzeit ab, der Höhepunkt ist wahrscheinlich schon wieder vorbei." Die großen weltpolitischen Probleme belasten zudem. "Für 2015 wage ich überhaupt keine Prognose - wir sollten nicht den Fehler von 2012 und 2013 zum dritten Mal wiederholen", sagte Eder und bezieht sich damit auf verfehlte Vorhersagen der Vorjahre.
Erschreckende Parallelen
Die sinkende Nachfrage lässt erschreckende Parallelen zu der Situation von vor sechs Jahren erkennen. Viele Unternehmen wollen keine großen Aufträge mehr erteilen, da sie Angst vor einem Crash haben. Die Probleme der Stahl-Industrie stehen somit auch symbolisch für eine Bedrohung der gesamten Wirtschaft.
Abwarten
Von einer beginnenden Rezession zu sprechen, mag noch zu früh sein. Doch die Anzeichen verdichten sich und zumindest für die Stahlaktien ist die derzeitige Lage alles andere als rosig. Das schwache wirtschaftliche Umfeld trifft sowohl den DAX-Riesen ThyssenKrupp als auch die MDAX-Konzerne wie Salzgitter oder Klöckner & Co. Ein Neueinstieg bietet sich in diesem Segment deshalb derzeit nicht an.
(Mit Material von dpa-AFX)