Stahl ist zurück. Zumindest an der Börse. Nachdem es über zwei Jahre für die Aktien nur nach unten ging, erwacht der Sektor zu neuem Leben. Allmählich trauen auch die Analysten der Branche wieder mehr zu. Das Wort „Gewinne“ ist nicht mehr länger nur ein Fremdwort. Die Neubewertung der Branche ist in vollem Gange.
Aktuelles Beispiel: Die US-Bank JPMorgan hat Salzgitter AG von „Neutral“ auf „Overweight“ hochgestuft und das Kursziel von 32,00 auf 38,50 Euro angehoben. Der zweitgrößte deutsche Stahlhersteller dürfte dank des laufenden Sparprogramms seine Rückkehr in die Gewinnzone beschleunigen können, schrieb Analyst Alessandro Abate. Ein 1,5 Milliarden Euro hoher steuerlicher Verlustvortrag sei im neuen Kursziel aber noch nicht berücksichtigt, da dieser sich voraussichtlich erst mittelfristig positiv auswirken dürfte. Den potenziellen Kurseffekt bezifferte Abate auf weitere vier Euro je Aktie.
Posoc macht Mut
Dazu kommt auch Unterstützung aus dem Ausland. So gab der südkoreanische Konzern Posco heute einen optimistischen Ausblick. Mit einem Fokus auf das Kerngeschäft will der koreanische Stahlhersteller Posco seinen operativen Gewinn in den nächsten beiden Jahren um insgesamt zwei Drittel steigern. 2016 soll das Ergebnis aus dem Kerngeschäft bei rund fünf Billionen Won (3,6 Milliarden Euro) liegen. Vergangenes Jahr hatte der Wert noch bei drei Billionen Won gelegen. Der Umsatz soll um gut ein Viertel auf 77,8 Billionen Won steigen.
Um die Ziele nach einem durchwachsenen Jahresstart mit heftigem Gewinneinbruch zu erreichen, denkt das Management darüber nach, Geschäftsteile zu verkaufen, die nicht zum Kern des Unternehmens gehören. Auch von Beteiligungen könnten sich die Koreaner trennen. Zuletzt hatten sich verschiedene Maßnahmen für eine höhere Rentabilität abgewogen - allerdings noch keine Entscheidung verkündet, welche Veränderungen es tatsächlich im Konzern geben werde.
Auch bei ThyssenKrupp ist Licht am Ende des Tunnels in Sicht. Der Konzern hat im zweiten Geschäftsquartal den Sprung zurück in die Gewinnzone geschafft. Zudem scheint auch das Werk in Brasilien die Verlustzone bald verlassen zu können. Das nimmt den Druck auf den Vorstand, das Werk schnell verkaufen zu müssen.
Ein Einstieg in die Branche dürfte sich auch für Aktionäre lohnen. ThyssenKrupp und Salzgitter als Produzenten sind hier natürlich erste Wahl. Aber den höchsten Hebel erzielen Anleger sicherlich mit der Aktie des Stahlhändlers Klöckner & Co. Doch das Papier bleibt aufgrund der höheren Volatilität nur risikobewussten Investoren vorbehalten.
(mit Material von dpa-AFX)