Die Zukunft der Stahlsparte bleibt bei Thyssenkrupp das bestimmende Thema. Während sich die Aktie am Freitag an einer Erholung versucht, war der Industriekonzern am Donnerstag auch wie berichtet Thema im Bundestag. Der Wandel hin zum grünen Stahl war dabei Gegenstand heftiger Diskussionen.
Die AfD-Fraktion hatte die Lage bei Thyssenkrupp unter dem Titel „Medienberichte über Projektprüfung bei Thyssenkrupp ernst nehmen – sogenannte Grüne Transformation beenden“ auf die Tagesordnung gesetzt. Entsprechend skeptisch zeigte sich deren Parteivertreter Karsten Hilse. Er bezeichnete Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck als „Wirtschaftszerstörungsminister“, der mit dem „Märchen vom Wasserstoff“ die gescheiterte Energiewende ersetzen wolle. Diesen Weg würde kein anderes Land mitgehen – und in dieser Situation stelle Thyssenkrupp das ganze Geschäftsmodell infrage.
Die anderen Parteien hielten allerdings dagegen. Die Transformation sei keine Erfindung der Politik, sondern weltweit eine Tatsache, so Esra Limbacher von der SPD. Chantal Kopf von den Grünen betonte, die habe mit Belegschaft bei Thyssenkrupp gesprochen und die stehe hinter der Transformation, weil sie wisse, dass nur so der Standort zu halten sei.
Während die AfD wie erwartet gegen den Wandel zum grünen Stahl ist, gibt es ansonsten nach wie vor viel Unterstützung. Thyssenkrupp hat zuletzt zwar offenbar alle Szenarien geprüft und auch die Pläne zur Herstellung von sogenanntem grünen Stahl auf den Prüfstand gestellt. Entscheidend ist aber vor allem auch, wie es mit den Besitzverhältnissen weitergeht. Erst wenn klar ist, ob der tschechische Investor Daniel Křetínský seine Beteiligung weiter erhöht oder ob eine andere tragfähige Lösung für den Stahl, der bei Thyssenkrupp lange zur Disposition steht, wird klar sein, wie die langfristige Zukunft der Sparte aussehen kann.
Seit Jahren wird bei Thyssenkrupp über den Stahl diskutiert. Eine schnelle Lösung zeichnet sich allerdings nach wie vor nicht ab. Die Erholung am Freitag ist aktuell nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Zu viele offene Fragen und Baustellen gibt es noch immer. Anleger warten ab.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Thyssenkrupp.