Der kriselnde Industriekonzern ThyssenKrupp steht unter massivem Druck. Der Abstieg aus dem DAX ist so gut wie sicher, der Handelskrieg und die Rezessionsangst setzen der Aktie weiter zu. Um die angespannte finanzielle Situation zu lösen, muss der Umbau schnell voranschreiten. Fehler kann sich der Konzern dabei keine mehr erlauben.
Nach dem Platzen der Tata-Fusion und der missglückten Zweiteilung des Konzerns setzt ThyssenKrupp-Chef Guido Kerkhoff nun alles auf eine Karte. Die Aufzüge sollen verkauft oder an die Börse gebracht werden. Das macht Sinn, denn die Gewinnperle des Konzerns stößt bei Investoren auf großes Interesse und ist entsprechend einfach und schnell an den Mann zu bringen.
Zudem dürfte der Gang in die Eigenständigkeit das wahre Potenzial der Sparte offenbaren. Analysten taxieren den Wert auf zwölf bis 15 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Das gesamte Konglomerat ThyssenKrupp ist an der Börse keine sieben Milliarden Euro mehr wert. Mit der Abspaltung werden verborgene Wert gehoben – das frische Geld kann derweil zur Schuldentilgung und für Investitionen in die verbliebenen Bereiche genutzt werden.
Allerdings birgt Kerkhoffs Plan auch ein hohes Risiko. Die Aufzüge sind die Cash Cow von ThyssenKrupp und steuern den Löwenanteil der Gewinne bei. Was im Konzern verbleibt, erscheint dagegen wenig lukrativ. Stahl und Werkstoffhandel sind enorm zyklisch und sollten deshalb bereits abgespalten werden, das Komponentengeschäft leidet unter der massiven Krise in der Autobranche und Anlagenbau sowie Marinegeschäft sind wegen hausgemachter Probleme ohnehin Dauerpatienten. Ob es gelingt, das schwankende Schiff ohne die Triebfeder Aufzüge wieder auf Kurs zu bringen, erscheint fraglich.
Keine Frage: ThyssenKrupp hat mit vielen Problemen zu kämpfen. Doch die Bewertung ist enorm niedrig, das Aufwärtspotenzial bei Erfolgen groß. Mutige Anleger können weiter darauf setzen, dass Kerkhoffs letzter Schuss sitzt.