Seit Wochenbeginn befindet sich die Aktie von ThyssenKrupp im freien Fall. Auch am Donnerstag zählt der Traditionskonzern wieder zu den schwächsten Werten im MDAX. Es wird immer deutlicher, dass die Anleger erneut das Vertrauen in das Management verlieren. Konzernchefin Martina Merz muss den großen Worten nun endlich Taten folgen lassen.
Merz hat in den vergangenen Monaten immer wieder betont, dass ThyssenKrupp von den Fehlern der Vergangenheit heimgesucht wird und der Umbau viel Zeit in Anspruch nehmen wird. Allerdings ist unter ihrer Führung bislang noch keine Besserung eingetreten. Die jüngsten Zahlen waren schwach, der Verkauf der Aufzugssparte zieht sich weiter hin und für andere kriselnde Sparten wie den Anlagenbau oder die Komponentensparte gibt es noch immer keine Lösungen.
Rund 15 Milliarden Euro könnte ein Verkauf der Aufzüge in die Kassen spülen – sofern ein Komplettverkauf tatsächlich zustande kommt. Ob das ausreicht, die Schulden zu tilgen, die Pensionsverpflichtungen zu decken und auch noch die maroden Stahlwerke auf Vordermann zu bringen, ist nach wie vor offen.
Gelingt es, wartet aber erst die große Herausforderung. Dann muss der Konzern zeigen, dass im zyklischen Stahlgeschäft, das mit Überkapazitäten, niedrigen Preisen und Problemen bei wichtigen Kunden wie der Autoindustrie zu kämpfen hat, langfristig Geld zu verdienen ist. Eine Konsolidierung in der Branche scheint hier zunächst überfällig. ThyssenKrupp wollte hier in der Vergangenheit bereits eine aktive Rolle spielen, doch die Fusion mit Tata platzte wegen Bedenken der Kartellbehörden. Merz muss auch hier klären, ob es einen neuen Anlauf geben soll.
Der Verkauf der Aufzüge gewährt ThyssenKrupp eine letzte Chance für die Trendwende. Ob Merz die richtige Strategie hat, bleibt offen. Die Aktie bleibt für spekulative Anleger spannend. Fällt der Titel allerdings unter den Stoppkurs bei 9,70 Euro, sollte die Reißleine gezogen und die weitere Entwicklung von der Seitenlinie betrachtet werden.