Bei ThyssenKrupp kehrt keine Ruhe ein. Der Rückzug des Wettbewerbers Kone aus dem Bieterrennen um die Aufzugssparte des Industriekonzerns hat die Aktie auf Talfahrt geschickt. Erstmals seit Monaten notierte der MDAX-Titel wieder einstellig. Vor allem die Aussagen von Kone-Chef Henrik Ehrnrooth erschüttern. Er spricht offen über eine mögliche Pleite von ThyssenKrupp.
Kone hatte 17 Milliarden Euro für die Aufzüge geboten. Es war das finanziell attraktivste Angebot, auch wenn die Sorge vor aufwendigen kartellrechtlichen Prüfungen bereits seit Monaten im Raum stand. Doch Zweifel an der Zukunftsfähigkeit von ThyssenKrupp haben die Finnen nun ohnehin zum Umdenken bewogen.
„Wir haben uns zurückgezogen, weil wir nicht sicher sein konnten, dass unsere Vorauszahlungen auch sicher sein wird“, so CEO Henrik Ehrnrooth zum Handelsblatt. „Nachdem Moody’s ThyssenKrupp herabgestuft hatte, war das Risiko einer Insolvenz einfach zu groß geworden.“ Wegen der Kartellbedenken hätte Kone dem Vernehmen nach rund drei Milliarden Euro als Sofortzahlung geboten, damit ThyssenKrupp die schlimmsten finanziellen Löcher schnell stopfen kann – dieses Szenario ist nun aber hinfällig.
Die verbliebenen Finanzinvestoren dürften trotzdem rund 15 Milliarden Euro für die Aufzüge auf den Tisch legen, wenn es tatsächlich zum Komplettverkauf kommt. ThyssenKrupp kann damit die Pensionsverpflichtungen decken und Schulden tilgen – der Rückzug Kones an sich ist also noch kein Beinbruch. Es kommt nun aber darauf an, wie die Strategie für die Zukunft aussieht. Anleger sollten den Stoppkurs bei 9,70 Euro beachten.