Die Suche nach einer Lösung für die Stahlsparte zieht sich bei ThyssenKrupp immer mehr in die Länge. Lange galt Salzgitter als Wunschpartner, doch der deutsche Wettbewerber will keine Fusion. Es gibt zwar noch weitere Optionen, doch die Verhandlungen gestalten sich als schwierig – und die Zeit drängt.
Als mögliche Kandidaten für einen Zusammenschluss gelten vor allem Tata Steel aus Indien und die schwedische SSAB. Die Fusion mit Tata ist allerdings bereits einmal an den Auflagen der EU-Kartellbehörden gescheitert. Ob die Inder einen erneuten Versuch unternehmen, ist zumindest fraglich – vor allem, da das Vertrauen in die damalige Aufsichtsratschefin und jetzige Vorstandsvorsitzende Martina Merz nicht gerade groß ist. ThyssenKrupp hatte auf Druck der Gewerkschaften die Fusion einst platzen lassen.
SSAB wiederum will die Mehrheit übernehmen und die Position in Mitteleuropa stärken. Allerdings sind auch die Schweden angesichts der schwerwiegende Krise der Stahlbranche vorsichtig – und keinesfalls bereit, einen übermäßig hohen Preis zu bezahlen. Das Problem: Die Stahlhütten von ThyssenKrupp schreiben weiter enorme Verluste. Gleichzeitig wird es aber auch schwer, Synergien zu heben, da sich die Gewerkschaften massiv gegen die Schließung einzelner Hütten stellen würden.
Laut Handelsblatt ist die Angst im Konzern inzwischen groß, dass alle Optionen scheitern. In diesem Fall wäre Hilfe durch den Staat wohl unabdingbar. Sowohl weitere Kredite als auch eine Staatsbeteiligung gelten als Optionen. Die Unterstützung dafür wäre vorhanden: Als Zulieferer für die in Deutschland so wichtige Autoindustrie gilt Stahl als systemrelevant. Der Wandel zum grünen Stahl könnte Unterstützung auch EU-rechtlich ermöglichen.
Die Zeit drängt, doch auch die möglichen Interessenten wissen um die Notlage von ThyssenKrupp. Das verschlechtert die Verhandlungsposition. Eine mögliche Staatsbeteiligung würde wiederum die Anteile der Altaktionäre verwässern. Das Chance-Risiko-Profil bleibt entsprechend schlecht. Anleger warten weiter ab.