Es war der Hammer des Tages im MDAX: Martina März, Chefin von Thyssenkrupp wirft hin. Ihr Nachfolger wird Miguel Àngel López Borrego, der aktuelle Chef der Norma Group. Der wird nicht viel Zeit zum Einarbeiten haben, denn bei Thyssenkrupp muss endlich etwas passieren – und das sehen nicht nur Anleger so.
Nicht zuletzt die Gewerkschaft drängt zur Eile. „Jetzt geht es darum, dass wir unter einer neuen Führung schnell ins Handeln kommen“, forderte der IG-Metall-Vorstand und stellvertretende Thyssenkrupp-Aufsichtsratsvorsitzende Jürgen Kerner heute. Borrego werde nicht viel Zeit zum Einarbeiten haben. „Die Probleme liegen auf dem Tisch, die Zeit drängt.“ Die IG Metall erwarte, dass der Vorstand schnell Lösungskonzepte entwickele und die Arbeitnehmerseite dabei eng einbeziehe: „Wir sind bereit, Zukunftsoptionen für jedes Geschäft zu prüfen, doch wir werden jedes Konzept an der Perspektive für Zukunftsfähigkeit der Geschäfte und die Sicherheit der Arbeitsplätze messen.“
Die IG Metall hatte die von Merz forcierte Struktur von Thyssenkrupp als Gruppe weitgehend selbstständiger Unternehmen zuletzt deutlich kritisiert. „Das Konzept der Group of companies ist für uns gescheitert!“, hieß es in einem Schreiben der Arbeitnehmerseite an die Thyssenkrupp-Betriebsräte nach der Aufsichtsratssitzung Ende März. Seit Monaten fehle ein Gesamtkonzept des Vorstandes. Seit letztem Herbst sei wieder unnötig Zeit verloren gegangen.
Größter Aktionär vom Kurs der Ex-Chefin überzeugt
Der mit rund 21 Prozent größte Anteilseigner von Thyssenkrupp, die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, teilte mit: „Wir bedauern die Entscheidung von Martina Merz außerordentlich.“ Die Kuratoriumsvorsitzende Ursula Gather dankte Merz und sagte: „Ich bin nach wie vor überzeugt, dass Thyssenkrupp mit dem von ihr eingeschlagenen strategischen Kurs nachhaltig wettbewerbs- und langfristig dividendenfähig werden kann.“
Von Analysten-Seite verzeichnet Bloomberg heute eine Verkaufsempfehlung von Barclays (Ziel: 6,00 Euro) und ein „Halten“ von Morgan Stanley (7,50 Euro). Weitere Stimmen und Einschätzungen dürften in den kommenden Tagen folgen.
DER AKTIONÄR hatte es bereits in einem ersten Fazit geschrieben: „Die Fantasie um mögliche Abspaltungen hatte die Aktie zuletzt angetrieben. Nun drohen erneute Verzögerungen, was ärgerlich ist, da es bei der Umstrukturierung ohnehin schon immer wieder Verschiebungen gab.“ Anleger liegen mit der AKTIONÄR-Empfehlung auch nach dem heutigen Rücksetzer immer noch deutlich im Plus. Ein Neueinstieg drängt sich angesichts der derzeitigen Volatilität für Nicht-Investierte jedoch nicht unmittelbar auf.
(mit Material von dpa-AFX)
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Thyssenkrupp.