Während der Kurs von The Social Chain nach den gestrigen Schock-Nachrichten weiter sehr volatil ist, gibt es inzwischen auch handfeste Neuigkeiten zur künftigen Unternehmensführung. So wurden zwei neue Vorstandsmitglieder berufen. Das teilte Social Chain am frühen Nachmittag mit. Der Hintergrund ist offensichtlich.
Der Social-Chain-Aufsichtsrat hat die Rechtsanwälte Gerrit Hölzle und Thorsten Bieg zu Insolvenzvorständen gemacht. Beide kommen von der Kanzlei GÖRG Insolvenzverwalter, Partnerschaft von Rechtsanwälten mbB. Die deutsche Kanzlei beschäftigt nach eigenen Angaben mehr als 300 Rechts- und Wirtschaftsexperten.
Die Nachricht kommt nicht überraschend – so werden schlicht die gesetzlichen Voraussetzungen zur Durchführung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung geschaffen. Dass es auf die Art bei The Social Chain weitergehen soll, hatte das Unternehmen gestern gemeldet. Zudem hatte der COO Stefan Kiwit mit sofortiger Wirkung als Vorstand aufgehört. Er hatte erst am 15. Juni das Amt übernommen. Außerdem hatte Georg Kofler, bekannt aus der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“, sein Amt als Vorstandsvorsitzender aufgegeben.
Nun übernehmen also Insolvenz-Experten bei The Social Chain. Geht die angestrebte Eigenverwaltung durch, wäre dies aus Unternehmenssicht eine relativ bequeme Lösung. Anleger sollten hingegen zumindest mit einer massiven Verwässerung rechnen.
Zahlreiche Misserfolge
Social Chain konnte zuletzt eine Kapitalerhöhung nicht erfolgreich durchführen. Zuvor gab es bereits millionenschwere Bilanzierungsfehler und eilig wirkende Verkäufe von Unternehmensteilen. Der Umsatz schrumpfte. Das Geschäft war verlustreich. DER AKTIONÄR hatte bereits 2019 Zweifel an der Substanz hinter den Versprechungen von Kofler und Co angemeldet und in seiner aktuellen Ausgabe erneut vor einem Kauf der Aktie gewarnt.
Social Chain ist zum Pennystock verkommen. Diese Entwicklung hatte sich bereits abgezeichnet. Die hohen, prozentual zweistelligen Kurs-Schwankungen innerhalb des laufenden Handelstags sind ein Symptom dieser Entwicklung. Es besteht ein erhöhtes Totalverlustrisiko. Für alle, die Börse nicht als Casino begreifen, gehört die Aktie in die Kategorie „Finger weg“.