Der Mut der Zocker scheint belohnt zu werden. Nach monatelanger Ungewissheit über seine Zukunft sieht der Möbelkonzern Steinhoff die Krise nun bald abgewendet - jedenfalls vorerst. An der Börse kommt es zu spektakulären Kursbewegungen.
Der hoch verschuldete südafrikanisch-deutsche Möbelkonzern Steinhoff verspricht eine baldige Aufarbeitung seines Bilanz-Skandals. Die Wirtschaftsprüfer von PwC werden ihre Untersuchung bis Ende 2018 "im Wesentlichen" abgeschlossen haben. Die verschobene Bilanzvorlage für das abgelaufene Geschäftsjahr soll ebenfalls bis Ende 2018 vorliegen, schreibt die Wirtschaftswoche. Die geprüften Ergebnisse für die laufende Berichtsperiode sollen dann bis Januar 2019 folgen.
Weitere Vermögenswerte sollen veräußert werden
Die Gefahr eines Zusammenbruchs des Unternehmens scheint vorerst gebannt zu sein. Die Gläubiger des krisengeschüttelten Konzerns haben einer dreijährigen Verlängerung der Kreditlaufzeiten zugestimmt. Zudem wolle man in den kommenden beiden Tagen über einen konkreten Weg aus der Krise beraten. Es sollen Entscheidungen darüber gefällt werden, welche Unternehmensteile verkauft werden, erklärte Firmenchef Heather Sonn. Ziel sei es, die Schulden zu senken und wieder Geld zu verdienen. "Sie (die Banken) haben uns drei Jahre bis 2021 Zeit gegeben, in überlegter Weise zu entscheiden, welche Vermögenswerte wir verkaufen und wie wir die Schulden senken werden", erklärte Sonn gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Ein wesentlicher Punkt sei, dass am Ende mit den verbliebenen Unternehmensteilen die Schulden bedient und ein Cashflow generiert werden können.
Zu Steinhoff gehören noch mehr als 40 Marken, darunter Conforama, Mattress Firm und Poundland. Von der deutschen Billigmöbelkette Poco und den österreichischen Möbelhäusern Kika und Leiner hatte sich Steinhoff bereits getrennt. Pepco, eine Bekleidungs- und Schuhkette in Mittel- und Osteuropa, wird einem Insider zufolge als nächstes ins Schaufenster gestellt.
Spekulanten schöpfen neue Hoffnung
Die Steinhoff-Aktie notierte nach einem rasanten Absturz von 3,50 Euro im Dezember in diesem Sommer zeitweise nur noch bei sieben Cent. Ímmer wieder griffen die hoffnungsvollen Spekulanten zu, im Juli kostete das Papier zwischenzeitlich mal 0,24 Euro. Dann zogen sich die Zocker jedoch wieder zurück. Heute schwingt sich der einstige MDAX- und jetzige SDAX-Wert mal eben um ein Drittel auf 0,18 Euro nach oben.
DER AKTIONÄR schaut dem Treiben weiterhin von der Seitenlinie aus zu. Hoffnungsspekulationen haben wenig mit seriöser, langfristiger Aktienanlage zu tun. Jede negative Schlagzeile kann den Pennystock wieder in die Tiefe reißen. Selbst wenn die endgültige Pleite von Steinhoff tatsächlich abgewendet werden sollte, wird das Unternehmen noch Jahre brauchen, um einen nachhaltigen Neustart auf die Beine zu stellen.