Der krisengeschüttelte Möbelkonzern muss ums Überleben zittern. Mit einem Hilferuf wendet sich die ehemalige Poco-Mutter Steinhoff nun an ihre Gläubiger und bittet dringend um eine Verlängerung der Stillhaltevereinbarung.
Es ist der 30. Juni, der die Verantwortlichen im Hause Steinhoff ins Schwitzen bringt. Die Anfang Juni vereinbarte Schonfrist zwischen den Gläubigern und dem Möbelkonzern verschaffte etwas Zeit. Die Verhandlungen um einen Restrukturierungsplan, welcher auch durch die Geldgeber getragen werden soll, dauern jedoch noch an – dem Konzern läuft die Zeit davon.
Notruf abgesetzt
Steinhoff bittet die Gläubiger in einer hilferufenden Meldung das zum 30. Juni auslaufende Stillhalteabkommen noch einmal zu verlängern. Die Kreditgeber sollen demnach bis zum 20. Juli ihren Verzicht auf Kreditrückzahlungen verlängern. Scheitert das Vorhaben, müsste der Steinhoff-Vorstand sich neu organisieren, und Optionen sowie Verpflichtungen neu überdenken. Zu beachten wäre in diesem Fall österreichisches Recht, da dort die meisten Kredite angesiedelt sind. Die angehäuften Schulden betragen nach den letzten, bislang nicht testierten Zahlen rund 10,7 Milliarden Euro.
Weiterhin bittet Steinhoff drei Banken um die Verlängerung von Dispositionskrediten. Schmettern diese den Verlängerungs-Antrag ab, könnten rund 50 Prozent der relevanten Kreditgeber ihre Kredite kündigen. Einem Insider zufolge sei Steinhoff dennoch zuversichtlich bald 75 Prozent der Gläubiger zu einer Verlängerung der auslaufenden Frist zu bewegen. Gegenstand des wichtigen Restrukturierungsplans ist vor allem der Aufschub der Kredite zum Nennwert um drei Jahre.
Ein Trauerspiel
Trotz der Zuversicht seitens Steinhoff bleibt abzuwarten, ob die Gläubiger die Stillhaltevereinbarung über den 30. Juni hinweg verlängern werden. Die in den vergangenen Monaten im Zuge eines Bilanzskandals zum "Pennystock" verkommene Aktie des Möbelkonzerns erreichte zuletzt ein neues Allzeittief bei 0,07 Euro. Seit Ende 2017 summieren sich die Kursabschläge auf 98 Prozent.
Es bleibt weiterhin unklar, ob der Möbelkonzern die Folgen des Bilanzskandals wegstecken kann. Für Anleger gilt weiterhin: Finger weg!