Es war Ende 2017, als Steinhoff die Finanzwelt mit einem Bilanzskandal von unvorstellbaren Ausmaßen aufmischte. Seitdem ist die Aktie ein Pennystock, und eine "Wunderettung" ist ausgeblieben. DER AKTIONÄR hat die Turn-Around-Chancen von Anfang als minimal beziffert. Anleger, die in Nibelungen-Treue immer noch mit dem Unternehmen verwoben sind, hoffen natürlich - im Grunde täglich – auf News, die einer Wunderrettung gleichkämen. Solche gibt es aktuell nicht, aber immerhin Neuigkeiten.
Am Dienstag teilte Steinhoff mit, dass die südafrikanische Tochter „Steinhoff Investment Holdings Limited“ den jährlichen Compliance Report veröffentlicht hat, was auch im Hinblick auf den in Südafrika relevanten sogenannten „Broad-Based Black Economic Empowerment Act“ (Gesetz zur wirtschaftliche Stärkung der schwarzen Bevölkerung) wichtig ist. Immerhin hält sich Steinhoff damit an rechtliche Vorgaben und Publizitätspflichen. Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall.
Die zweite, brandaktuelle News betrifft das existenziell wichtige Vergleichsverfahren. Hintergrund: Mit einem umfassenden Vergleich würde Steinhoff einen Großteil der Milliarden-Forderungen vom Tisch bekommen, die aus den Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit dem Bilanzskandal resultieren. So kommuniziert der Einzelhandels-Konzern am Mittwoch, dass bis auf einen Gläubiger nunmehr alle anderen Beteiligten grünes Licht zum Vergleichsvorschlag signalisiert haben. Louis du Preez, Chief Executive Officer und Vorstandsmitglied von Steinhoff , sagte: „Aus diesem Grund behielten wir uns zu Beginn des Verfahrens zur Einholung der Zustimmung die Möglichkeit vor, ein alternatives Arrangement nach englischem Recht zu verwenden, das eine niedrigere Zustimmungsschwelle hat, um die zur Verfolgung des Vergleichsvorschlags erforderlichen Änderungen umzusetzen.“
Wenn überhaupt ein Hauch von "Turn-Around-Fantasie" aufkommen soll, dann muss zunächst dieser Vergleich unter Fach und Fach gebracht werden. Hierzu ist die Zustimmung aller Beteiligten erforderlich. Ob es je dazu kommt, ist fraglich. Und selbst wenn Steinhoff dieses Kunststück gelingen sollte, dann stehen immer noch 9,7 Milliarden Nettoschulden im Raum. Auch dafür müsste man im Rahmen von vermutlich langwierigen Umschuldungsverhandlungen tragfähige Lösungen erzielen. Fazit: Aktie meiden.