Der krisengeschüttelte Möbelkonzern kann die Gläubiger vorerst vertrösten. Mit der neuen Frist Ende Juli sind die Probleme aber lediglich aufgeschoben, statt aufgehoben. Aus den vorläufigen Geschäftszahlen wird außerdem ersichtlich, wie gravierend Steinhoff Banken und Anleger hinters Licht geführt hat. Am Donnerstag rauscht die Aktie wieder runter.
Das war knapp – einen Tag vor verstreichen der Frist, konnte Steinhoff seine Gläubiger von einer Verlängerung der Schonfrist überzeugen. Neue Deadline ist der 20. Juli – bis zu diesem Datum, sind die Gläubiger nun bereit, den Restrukturierungsprozess des angeschlagenen Möbelkonzerns unterstützend zu begleiten.
Am vergangenen Freitag veröffentlichten Wirtschaftsprüfer von PWC erstmals vorläufige korrigierte Zahlen für das vergangene Halbjahr. Die Zahlen veranschaulichen deutlich, wie Steinhoff Banken, Investoren und Anleger hinters Licht geführt hatte. Mehr als zehn Milliarden Euro strichen die Wirtschaftsprüfer aus der Bilanz – Steinhoff hatte Markenrechte, Immobilien oder auch Firmenkäufe viel zu hoch bewertet.
Im operativen Geschäft musste der Konzern einen Verlust von knapp 600 Millionen Euro hinnehmen, lediglich eine osteuropäische Billigmöbeltochter konnte ihr operatives Ergebnis steigern. Insgesamt schrumpfte die Bilanzsumme des Konzerns von 34,6 Milliarden Euro auf 22,3 Milliarden Euro.
Aktienkurs explodiert
Am Montag folgte die Nachricht über den deutlich höher liegenden Buchwert je Aktie. Die Wirtschaftsprüfer hatten einen Substanzwert je Aktie von 58 Cent errechnet, welcher deutlich über dem aktuellen Aktienkurs liegt.
Für einen noch deutlich stärkeren Anstieg der Steinhoff-Aktie sorgte die am Dienstag veröffentlichte Meldung, dass Steinhoff laut Insidern zufolge einen Verkauf des Bekleidungshändlers Pepco erwäge. Den Informationen von Bloomberg zufolge habe der Möbelkonzern mit dem potenziellen Käufer bereits gesprochen, einen formalen Verkaufsprozess hätte es aber noch nicht gegeben. Der Aktienkurs schoss Infolge der Ereignisse in der Spitze um mehr als 40 Prozent nach oben.
Immer noch Ungewissheit
Trotz scheinbar positiven Nachrichten rund um die Verlängerung der Stillhaltevereinbarung mit den Gläubigern sowie den eventuellen Verkauf von Pepco, bleibt es weiter ungewiss, wie es mit Steinhoff weiter geht. In den Fokus rückt in den nächsten Wochen die erneute Deadline der Gläubiger, die bis zum 20. Juli auf Rückzahlungen verzichten, und somit die Füße stillhalten.
Die Steinhoff-Aktie bleibt ein Papier für Zocker. Es ist weiterhin unklar, ob der Möbelkonzern die Folgen des Bilanzskandals wegstecken kann oder in die Insolvenz rutscht. Für Anleger gilt weiterhin: Finger weg!