Die Möbelbranche hat wie einige andere Branchen einen regelrechten „Corona-Einbruch“ erlebt. Doch jetzt scheint es wieder aufwärts zu gehen, wie der Verband der deutschen Möbelhersteller (VDM) heute mitteilt. Ob der skandalgebeutelte Handelsriese Steinhoff davon profitieren kann, erscheint mehr als fraglich. Die Aktie tänzelt um die Nulllinie und notiert sogar mittlerweile unter der "lange verteidigten" 5-Cent-Marke.
Konkret meldet der VDM, dass es im Juni erstmals in diesem Jahr einen Umsatzanstieg (2,2 Prozent) gegenüber dem Vorjahresmonat gegeben habe. Insgesamt gingen die Umsätze der deutschen Möbelhersteller im ersten Halbjahr um 9,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück. Das sei insbesondere dem herben Einbruch in den Monaten April und Mai geschuldet.
Da sogar in den traditionell eher verkaufsschwachen Sommermonaten Juni und Juli die Auftragseingänge aber wieder deutlich zunahmen, blicken die Hersteller mittlerweile verhältnismäßig optimistisch auf die kommenden Monate. Die Aufträge der vergangenen Wochen würden sich positiv auf die Umsätze des dritten Quartals niederschlagen, erklärte VDM-Geschäftsführer Jan Kurth.Für das Gesamtjahr 2020 erwartet die Branche aktuell einen Umsatzrückgang von rund fünf Prozent. "Das ist zwar immer noch viel, aber deutlich weniger, als wir noch zu Beginn der Krise befürchtet hatten", so Kurth. Damals hatte man zunächst einen Umsatzeinbruch von bis zu 20 Prozent für möglich gehalten.
Dass Steinhoff sich nochmal von seinem Einbruch erholt und gar auf einen (gesunden) grünen Zweig kommt, ist hingegen schwer vorstellbar. Das Elend ist einfach zu groß: So hat Steinhoff laut jüngst veröffentlichten ungeprüften Halbjahreszahlen 9,7 Milliarden Euro Nettoschulden. Dazu kommen die Klageforderungen von Aktionären und anderen Geschädigten ebenfalls in Milliardenhöhe, die wie ein Damoklesschwert über dem Unternehmen schweben. Und eine umfassende Vergleichslösung ist nicht in Sicht.
Vor zweieinhalb Jahren hatte Steinhoff eingeräumt, dass in der Bilanz mehr als sechs Milliarden Euro fehlten. Die ehemalige Führung des Unternehmens hatte Umsätze durch Scheingeschäfte aufgebläht und Verluste damit vertuscht.
DER AKTIONÄR rät seit Jahren dazu, Steinhoff zu meiden. In dieser Zeit ist der Kurs ohne nennenswerte Gegenbewegungen gen Null gefallen. Ganz klar und eindeutig: Die Steinhoff-Aktie ist kein Kauf.
(Mit Material von dpa-AFX)