Bitcoin, Cannabis, Lithium und Co: Die Anleger sind derzeit mächtig heiß auf den Thrill an der Börse. Auch deutsche Nebenwerte, längst zu Penny Stocks verkommen, finden sich in den Most-Wanted-Listen der Onlinebroker.
DAX und Dow Jones scheinen vielen Anlegern derzeit einfach zu langweilig zu sein. Sie wollen den Kick. Und den holen sie sich aktuell bei Aktien, die brutal abgestürzt sind. Steinhoff, Alno und Beate Uhse werden seit Wochen rauf- und runtergetradet. Bei diesem Glücksspiel braucht man vor allem zwei Sachen: gute Nerven und Spielgeld.
Denn noch ist völlig unklar, wie der Fall Steinhoff ausgeht. Das Unternehmen steht unter Druck, nachdem Zweifel an den Bilanzen aufgekommen sind. Derzeit verhandelt Steinhoff mit den Banken und weiteren Kreditgebern. Ausgang ungewiss.
Die Rating-Agentur Moody’s stufte ihre Bonitätsnote für das Unternehmen Ende Dezember in den Ramschbereich auf “Caa1” ab. Die Experten sehen also ein hohes Ausfallrisiko bei den Steinhoff-Krediten.
Totentanz
Anders als bei Steinhoff ist Alno bereits gerettet, der britische Investor Riverrock übernimmt die werthaltigen Assets Küchenherstellers. Den Aktionären des Unternehmens bleibt die insolvente Alno AG, die wertlos ist, da nach Befriedigung der Gläubigeransprüche kaum mehr werthaltige Assets vorhanden sein dürften.
Bei Beate Uhse deutet sich das gleiche Spiel an. Der Erotikhersteller sucht einen Investor, aber auch der wird nur das übernehmen, was werthaltig ist. Den Altaktionären bleibt auch hier der wertlose Rest. Trotzdem wird mit der Aktie gezockt.
Die beiden Fälle erinnern an die Arcandor-Pleite. Auch hier wurde die Aktie des pleite gegangenen Handelsriesen wochenlang hin- und hergezockt. Vielleicht war es bei Arcandor genau wie jetzt bei Alno und Beate Uhse eine Mantelspekulation, die die Börsianer in die Aktien trieb. Vielleicht war es aber auch einfach der Kick, bei einem Totenzock einige Prozent Rendite einzustreichen.
Nur für harte Typen
Steinhoff hat noch nicht Insolvenz angemeldet. Die Lage ist verzwickt, aber nicht aussichtslos. Alno und Beate Uhse sind bereits über die Klippe gesprungen und ihre Aktien wirklich nur etwas für Hardcore-Zocker. Wer noch Restbestände von Alno und Beate Uhse im Depot hat, sollte die Aktien am besten über die Börse verkaufen, um zumindest noch steuerliche Verluste geltend machen zu können.