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21.05.2017 Nikolas Kessler

Square: Quadratisch, praktisch, gut!

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Square

Seit der Erstempfehlung des AKTIONÄR vor rund sieben Monaten hat die Aktie von Square bereits mehr als 70 Prozent zugelegt. Zwar ist der kurzfristige Schwächeanfall am US-Markt zur Wochenmitte auch an ihr nicht ganz spurlos vorübergegangen, dank globaler Expansion und neuer Produkte stehen die Zeichen auf Wachstum. Der Zahlungsabwickler startet nämlich gerade erst durch!

Angefangen hat alles mit einem kleinen, quadratischen Adapter, der jedes Smartphone in ein Lesegerät für Kreditkarten verwandelt. Kleinere Unternehmen, für die sich die Anschaffung eine Kassensystems mit entsprechender Funktion nie rechnen würde, können so trotzdem Zahlungen mit Kredit- oder Bankkarte anbieten. Der Legende nach kam Jack Dorsey – ganz nebenbei auch Gründer und CEO von Twitter – auf die Idee, nachdem einem befreundeten Unternehmer ein 2.000-Dollar-Geschäft mangels Kreditkarten-Akzeptanz durch die Lappen gegangen war.

Wachsendes Portfolio

Das ist inzwischen gut neun Jahre her. Seitdem hat Square die Hardware und die dazugehörige App für die Zahlungsabwicklung ständig weiterentwickelt und setzt inzwischen auch verstärkt auf Software- und Service-Angebote. Mit entsprechenden Programmen können Dienstpläne und Gehaltsabrechnungen erstellt, Termine gemanagt oder Rechnungen versendet werden. Unter dem Name Square Capital werden kleinere Unternehmenskredite von bis zu 10.000 Dollar vergeben – unkompliziert mit wenigen Klicks. Die Tilgung erfolgt zu einem festen Prozentsatz automatisch aus den Kartenumsätzen.

Zudem mischt Square in den USA mit Caviar im boomenden Food-Delivery-Markt mit und bringt nicht nur Res­taurants und Kunden zusammen, sondern wickelt im Hintergrund auch die Bezahlung ab. Das Ziel: Rundumservice für kleine und mittlere Unternehmen aus einer Hand und zu kalkulierbaren Preisen. Bei der Zahlungsabwicklung erhebt Square eine Gebühr von 2,75 Prozent, die Software wird für eine monatliche Gebühr zur Verfügung gestellt.

Ankunft in der realen Welt

Auch private Nutzer hat das Unternehmen im Visier. Mit Square Cash kann Geld unkompliziert und in Echtzeit via Smartphone transferiert werden. Nach einer virtuellen Debitkarte für Einkäufe im Internet wird es in den USA bald auch eine physische Karte geben, die auch in der realen Welt die Bezahlung mit Square Cash ermöglichen wird.

Zudem wird die globale Expansion vorangetrieben. Obwohl Square auch in Kanada, Australien und Japan verfügbar ist, wurden im Jahr 2016 rund 96 Prozent des Umsatzes auf dem wichtigen US-Markt erwirtschaftet. Das soll sich schleunigst ändern: Erst vor wenigen Wochen ist Square mit nahezu dem gesamten Produktportfolio in Großbritannien an den Start gegangen.

Riesiges Potenzial im UK

Ausgerechnet Großbritannien als erster europäischer Markt, wo das Land doch kurz vor dem EU-Austritt steht? Kein Problem, sagt CEO Dorsey. Denn die Regulierung bei der Zahlungsabwicklung würde sich ohnehin von Land zu Land unterscheiden – egal ob EU-Mitglied oder nicht.

Darüber hinaus bietet Großbritannien dem Unternehmen beinahe ideale Bedingungen: Nach Angaben des britischen Wirtschaftsministeriums gibt es auf der Insel rund 5,5 Millionen kleine und mittlere Unternehmen, deren Jahresumsatz 2016 bei 1,8 Billionen Pfund (rund 2,1 Billionen Euro) lag. Laut einer Studie von Barclays akzeptiert nur die Hälfte von ihnen Kartenzahlungen.

Das ist fatal, denn die Briten stehen drauf: 70 Prozent bezahlen am liebsten mit Karte, über 100 Millionen kontaktlose Karten sind im Umlauf. Bargeld spielt dagegen eine immer geringere Rolle: Weniger als 25 Pfund in bar stecken im Schnitt in britischen Geldbeuteln. Umsätze von rund 8,8 Milliarden Pfund (10,5 Milliarden Euro) entgehen den Unternehmen mangels Kartenzahlung deshalb jährlich, so die Bilanz von Barclays.

Für Square bietet dieses Umfeld riesige Chancen. Noch in diesem Jahr soll sich die Expansion spürbar positiv auf die Bilanz auswirken. Und Großbritannien ist sicher nur der Anfang – Länder wie Frankreich, Schweden oder Belgien bieten ganz ähnliche Rahmenbedingungen.

Aktie im Rallye-Modus

Die Meldung über den Eintritt in den britischen Markt wurde an der Börse ebenso positiv aufgenommen wie der jüngste Quartalsbericht. Denn die Verluste schrumpfen schneller als bisher erwartet: Im ersten Quartal stand unter dem Strich noch ein Nettoverlust von 15 Millionen Dollar, ein Jahr früher lag dieser aber noch bei 97 Millionen.

Die von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragten Analysten rechnen damit, dass Square ab dem vierten Quartal 2018 schwarze Zahlen schreiben wird. Das operative Ergebnis (EBITDA) ist bereits seit vier Quartalen in Folge positiv. Laut der jüngst angehobenen Prognose soll der Wert auf Jahressicht zwischen 110 und 120 Millionen Dollar landen.

Seit der Erstempfehlung im September 2016 zum Kurs von 10,32 Euro hat die Aktie von Square eine beachtliche Rallye hingelegt. Als die latente Sorge vor einem drohenden Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident Trump die Aktienmärkte durcheinandergewirbelt hat, ging es auch mit dem Kurs von Square etwas bergab. Vor dem Wochenende haben aber die grünen Vorzeichen schon wieder dominiert. Das Allzeithoch bei XX Dollar/XX Euro ist nach wie vor in Reichweite.

Be there or be square

DER AKTIONÄR traut der Aktie weiterhin Aufwärtspotenzial bis in den Bereich von 24 Euro zu – vor allem wenn man bedenkt, dass das bisherige Wachstum fast ausschließlich in den USA erzielt wurde und die globale Expansion noch in den Kinderschuhen steckt. Da die Aktie mit einem 2017er-KGV von 95 allerdings recht sportlich bewertet ist, sollten hier nur risikobewusste Anleger aktiv werden. Ein Stopp bei 14,00 Euro sichert nach unten ab.

Dieser Artikel erschien in Ausgabe 20/2017 des AKTIONÄR und wurde an einigen Stellen aktualisiert.

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