Der Private-Equity-Investor Mutares hat eine Vereinbarung mit einem finnischen Käuferkonsortium zum Verkauf der Beteiligung NORDEC getroffen. Der Exit soll im vierten Quartal 2022 finalisiert werden. Mit dem klugen Schachzug in einem herausfordernden Marktumfeld wurde ein wichtiger Faktor erfüllt, um vor allem das Ergebnisziel für 2022 zu erreichen und eine attraktive Dividende zu sichern. DER AKTIONÄR fragte nach bei Mutares-CIO Johannes Laumann.
DER AKTIONÄR: Herr Laumann, im schwachen Marktumfeld hat das eigentlich avisierte IPO von NORDEC nicht stattgefunden. Am Ende gelang nun statt eines Teil-Exits bei einem Börsengang ein vollständiger Ausstieg. Das klingt nach der besseren Variante?
Johannes Laumann: In der Tat halte ich den jetzt realisierten Komplettexit von NORDEC für die deutlich bessere Variante. Wir sind Anfang des Jahres mit einem Dual Track gestartet und haben uns am Ende für den Gesamtverkauf entschieden. Ich erachte in unserem Geschäftsmodell einen strategischen Exit in den allermeisten Fällen für besser, so auch hier.
Die neuen Investoren bei NORDEC haben einen langen Track-Record als Investoren im Bausektor. NORDEC als Anbieter von Stahlrahmenkonstruktionen und Fassadenlösungen passt hier gut ins Bild bzw. das öffnet neue Türen und Potenziale. Haben Sie mit dem Komplettausstieg auch Chancen auf eine höhere Bewertung liegenlassen?
Abschließend kann man das immer erst hinterher sagen, aber ich bin überzeugt, dass wir eine faire Bewertung haben und NORDEC sich unter neuer Eigentümer-Flagge in den nächsten Jahren positiv weiterentwickeln wird. Während wir als Mutares einen begrenzten Investmenthorizont haben, ist dieser beim neuen Eigentümer sehr viel langfristiger. Für uns ist jetzt der ideale Exit-Zeitpunkt.
Das Käuferkonsortium, hauptsächlich Harjavalta Oy und Tirinom Oy waren auch potenzielle Ankerinvestoren beim geplanten IPO. Gab es damals bereits Ambitionen, NORDEC komplett zu übernehmen?
Ja, das Interesse war bereits zu diesem Zeitpunkt sehr groß.
Zur IPO-Ankündigung hatten Sie in Aussicht gestellt, mit dem Teil-Exit rund 22 Millionen Euro einnehmen zu wollen, wären aber mit 50 Prozent dabeigeblieben. Mit dem Komplettverkauf wird es nun entsprechend mehr oder mussten Sie aufgrund der aktuellen Umstände einen Discount einräumen?
Ein Komplettverkauf ist von der Bewertung her immer leicht anders aufgebaut. In diesem Fall ist der Discount aber nicht so wahnsinnig hoch, sodass sich die Erträge fast linear zum Teil-Exit verhalten.
NORDEC ist Teil der Donges Group, was ist mit dem Rest der Gruppe geplant?
Wir sind kein Evergreen Investor. Mit Donges SteelTec haben wir ein Asset, das eine vielversprechende Pipeline hat und nachhaltig profitabel wirtschaftet. Mittelfristig ist daher, gemäß unserem Geschäftsmodell, auch hier ein Verkauf geplant. Im Übrigen war ich lange selbst Geschäftsführer der Donges SteelTec und sehr erfreut darüber, wie positiv sich die Gesellschaft operativ entwickelt.
Mit dem Nordec-Verkauf machen Sie einen großen Schritt, um die Ergebnisziele für 2022 zu erreichen. Ist 2022 mit Blick auf Ihre Prognose damit in trockenen Tüchern oder gibt es noch Unwägbarkeiten?
Von planbarem Vorausschauen zu sprechen, ist in diesem Marktumfeld besonders schwierig, wir halten jedoch an unserer Prognose für das Jahr 2022 fest. Zumal der NORDEC-Verkauf, wie Sie richtig feststellen, einen wichtigen Beitrag zur Erreichung unseres Ergebnisziels liefert.
Der NORDEC-Exit dürfte auch Ihre dividendenorientierten Aktionäre freuen. Die Markterwartung bei der Ausschüttung liegt bei 1,50 Euro je Aktie – ist das Stand heute mit dem Nordec-Exit machbar?
Zum aktuellen Zeitpunkt werde ich mich noch nicht zur Dividende äußern. Bis es so weit ist, haben wir noch einiges zu tun. Ich erwarte für dieses Jahr noch mindestens ein bis zwei größere Transaktionen kaufseitig und im Idealfall auch noch die eine oder andere Transaktionen auf der Exit-Seite. Aber ich denke es ist klar, dass wir als Mutares wachsen wollen und werden und auch unser Versprechen halten. Die Dividende für das Geschäftsjahr 2021 lag bei 1,50 Euro je Aktie – weniger ist Rück- und mehr ist Fortschritt und ersteres ist nicht Teil unserer DNA.
Mutares bleibt als viel zitierter „Deal-Maker“ auf Kurs. Die aus dem NORDEC-Verkauf durchaus möglichen Nettoerlöse zwischen 35 und 40 Millionen Euro sollten reichen, um erneut 1,50 Euro je Aktie an Dividende ausschütten zu können. Das würde einer attraktiven Dividendenrendite von rund zehn Prozent entsprechen. Zudem bleibt es auch hinsichtlich weiterer Beteiligungsverkäufe bis Jahresende spannend – auch wenn das Marktumfeld weiter schwer kalkulierbar bleibt.