Trotz eines massiven Gewinneinbruchs im zweiten Geschäftsquartal konnte die Siemens-Aktie am Freitag deutlich zulegen. Vor allem die Umbaupläne erfreuen die Anleger. Zudem lief es zumindest im fortgeführten Geschäft beim Industriekonzern nicht so schlecht wie befürchtet. Die Details verraten aber, dass es vor allem beim Hoffnungsträger Sorgen gibt.
Die Digitalen Industrien gelten als Vorzeigesparte von Siemens und steuern neben der Medizintechnik die höchsten Margen zum Gewinn bei. Doch von Januar bis März ging die bereinigte EBITA-Marge in der Sparte deutlich von 18,2 auf 15,9 Prozent zurück, der Umsatz sank um neun Prozent. Das Geschäft gilt als sehr zyklisch und hat die Corona-Krise bereits zu spüren bekommen. Dieser negative Trend könnte sich fortsetzen.
Hoffnung macht dagegen die zweite Gewinnperle, die eigenständige Medizintechniktochter Siemens Healthineers. Hier stiegen die Erlöse um fünf Prozent, die EBITA-Marge ging nur leicht von 17,5 auf 16,6 Prozent zurück. Vor allem im Diagnostikgeschäft läuft es gut, zudem ist der Konzern auch im Kampf gegen Corona aktiv und erfolgreich.
Relativ robust zeigt sich auch die Zugsparte. Hier kletterten die Erlöse sogar um sieben Prozent, auch die Marge ist mit 9,3 Prozent (Vorjahr: 10,8 Prozent) nach wie vor hoch. Hier bleiben die Aussichten weiter gut, dennoch sollen strategische Optionen weiter geprüft werden. In der Branche herrscht nach wie vor die Sorge, dass der chinesische Weltmarktführer CRRC auch den Markt in Europa überrollen könnte.
Ein schwaches Quartal liegt hinter dem vierten Standbein, der Smart Infrastructure. Hier stagnierten die Umsätze und die Marge halbierte sich auf 5,2 Prozent. Neben der Corona-Krise drückten hier auch Kosten für die Umstrukturierung der Sparte auf den Gewinn.
Bei den Portfolio Companies, also den Geschäften, die saniert und dann wieder an Siemens ausgegliedert oder verkauft werden sollen, stieg der Umsatz um vier Prozent, die Marge fiel leicht von -0,3 auf -0,6 Prozent. Für Aufsehen sorgten hier vor allem die Börsenpläne der Antriebstochter Flender.
Vor allem die Digitalen Industrien leiden als zyklisches Geschäft unter der Krise. Langfristig sieht Siemens hier aber die Zukunft – und das auch zu Recht. Nach dem deutlichen Kursanstieg können Neueinsteiger nach den Zahlen bei der Siemens-Aktie nun vorerst eine Beruhigung abwarten. Wer bereits dabei ist, lässt die Gewinne laufen.