Mit einem Kurssprung von bis zu sechs Prozent führt die Siemens-Aktie den DAX am Freitag deutlich an. Dabei ist der Gewinn im zweiten Quartal unter dem Strich massiv eingebrochen. Im fortgeführten Geschäft war der Rückgang allerdings weniger dramatisch. DER AKTIONÄR nennt fünf Fakten, die am Freitag ebenfalls wichtig sind.
Prognose gesenkt
Bei Siemens liegt der Fokus nach dem Umbau naturgemäß auf dem fortgeführten industriellen Geschäft. Der Umsatz lag hier auf Vorjahresniveau, das bereinigte EBITA ging um 18 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro zurück. Die Marge sank um 260 Basispunkte auf 12,1 Prozent. Keine guten Zahlen, aber ein moderater Rückgang im Vergleich zum Minus beim Gewinn nach Steuern von 64 Prozent.
Die Prognose wurde dennoch kassiert. Statt eines moderaten Umsatzwachstums erwartet Siemens nun einen moderaten Rückgang auf vergleichbarer Basis. Zum Gewinn gibt es keine Prognose mehr.
Wir haben trotz komplizierter Umfeldbedingungen ein robustes Quartal abgeliefert. Besonders beeindruckt hat mich mein globales Team, das den ursprünglichen Zeitplan für die Abspaltung des Energiegeschäfts einhält. Wir erwarten im dritten Quartal unseres Geschäftsjahrs die Talsohle zu erreichen.
Börsenpläne von Siemens Energy richtig
Siemens hat erklärt, an den Börsenplänen für Siemens Energy festzuhalten. Die bisherige Sparte Gas and Power mit Kraftwerkstechnik, Stromübertragung und Ölfördertechnik sowie die Beteiligung an Siemens Gamesa sollen im September an die Börse gehen. Die Abspaltung ist der richtige Schritt wie die Zahlen zeigen.
Siemens Gamesa hatte bereits zu Wochenbeginn rote Zahlen vermeldet. Im ohnehin kriselnden Bereich Gas and Power meldete Siemens ebenfalls ein „sehr stark rückläufiges angepasstes EBITA“. Wären diese nicht fortgeführten Aktivitäten in den bereinigten Zahlen berücksichtigt worden, wären diese deutlich schwächer ausgefallen.
Flender geht an die Börse
Siemens Energy ist noch nicht eigenständig, da geht der Umbau bereits weiter. Die Antriebstochter Flender, deren Produkte unter anderem in Windkraftanlagen eingesetzt werden, soll gemeinsam mit dem Bereich Wind Energy Generation an die Börse gehen. 2021 sollen die Aktionäre darüber entscheiden. Der neue Konzern käme auf einen pro-forma-Umsatz von zwei Milliarden Euro. Beide Bereiche zählten bereits zu den sogenannten „Portfolio Companies“, die saniert und dann entweder wieder an Siemens ausgegliedert oder abgestoßen werden sollen.
Keine Eile bei Zugsparte
Für die strategische Überprüfung der Zugsparte lässt sich der Konzern mehr Zeit. Statt wie geplant im zweiten Quartal sollen die Ergebnisse jetzt erst zum vierten Geschäftsquartal, das bis Ende September läuft, veröffentlicht werden. Da die Sparte sich solide entwickelt, sieht sich Siemens hier nicht unter Zeitdruck. Durch die geplante Fusion der Wettbewerber Alstom und Bombardier steht die Branche aber vor einem Umbruch.
Aktienrückkaufprogramm ausgesetzt
Siemens setzt das drei Milliarden Euro schwere Aktienrückkaufprogramm aus. Ursache sind lediglich regulatorische Gründe wegen der Abspaltung von Siemens Energy. Nach dem Spin-off sollen die Aktienrückkäufe fortgesetzt werden.
Siemens kann sich der Corona-Krise nicht entziehen. Die Zahlen und Fakten sind aber besser als der massive Gewinneinbruch befürchten lässt. Vor allem die Börsenpläne für Siemens Energy sind der richtige Schritt und schreiten weiter voran. Die Aktie legt am Freitag deshalb deutlich zu. DER AKTIONÄR belässt Siemens entsprechend auf der Empfehlungsliste.