Die anhaltenden Probleme bei der Windkrafttochter des Energietechnikkonzerns Siemens Energy kosten deren Chef nun seinen Job. Andreas Nauen werde zum 1. März durch Jochen Eickholt ersetzt, teilte Siemens Gamesa mit. Dieser sitzt derzeit im Verwaltungsrat des Mutterkonzerns.
Nach der abermaligen Senkung des Geschäftsausblicks hatte es bereits Spekulationen über einen Wechsel an der Unternehmensspitze von Siemens Gamesa gegeben. Das Unternehmen hatte erst jüngst wegen Lieferkettenproblemen, explodierenden Kosten, Projektverzögerungen und Mängeln mit ihrer neuen Landturbine den Ausblick gesenkt. Es waren die gleichen Probleme, wegen denen der spanische Windturbinen-Hersteller im vergangenen Sommer die Ziele schon einmal erheblich reduziert hatte. Das habe nun in München, dem Sitz von Siemens Energy, für nachhaltige Verärgerung gesorgt, hatte am Montag das "Handelsblatt" unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtet. Die schlechten Nachrichten würden Konsequenzen haben. Noch sei aber keine offizielle Entscheidung über die Zukunft des Managers gefallen, der erst von eineinhalb Jahren das Ruder bei den Spaniern übernommen hatte.
Die Schwierigkeiten belasteten das operative Ergebnis von Siemens Gamesa im am 31. Dezember beendeten ersten Quartal in Summe mit 289 Millionen Euro, wie der Konzern zuletzt mitgeteilt hatte. Dadurch rutschte das Unternehmen vorläufigen Berechnungen zufolge beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) wieder deutlich in die Verlustzone.
Gamesa-Chef Nauen hatte daher weitere Maßnahmen zur Stabilisierung des Onshore-Geschäfts angekündigt. So dringt der Konzern derzeit bei Kunden auf Vertragsanpassungen, um die hohen Kosten aufzufangen - und damit auf Preiserhöhungen. Ein Problem dabei sind jene Verträge, die Projekte zu einem Fixpreis garantieren. Das Geschäft mit Windturbinen auf See hat zwar ebenfalls mit Engpässen bei der Lieferkette zu kämpfen, liefert aber wie das Servicegeschäft weiter positive Beiträge.
Am Markt wird schon länger spekuliert, ob Siemens Energy die spanische Tochter komplett übernimmt, um besser durchgreifen und sie damit schneller restrukturieren zu können. Das könnte auch den Aktien neue Perspektiven eröffnen. Der Kurs von Siemens Energy, das die Prognosen nach der Gamesa-Warnung ebenfalls gesenkt hatte, war in der Folge auf ein Rekordtief eingebrochen.
Der Markt reagiert nicht gerade euphorisch. Auch DER AKTIONÄR bleibt vorsichtig. Auch wenn die mittelfristigen Aussichten gut bleiben, überwiegen aktuell die Probleme. Anleger warten deshalb ab.