Der angeschlagene Energietechnik-Konzern Siemens Energy hat am Vortag nach starken Zahlen zweiten Geschäftsquartal seine Jahresprognose erhöht. Die Aktie schoss daraufhin am Mittwoch um 13 Prozent nach oben. An Himmelfahrt setzen nun auch einige Analysten ihre Kursziele für die Siemens-Tochter hoch.
Siemens Energy findet langsam zurück in die Spur. Die Münchner profitieren von einer deutlich gestiegenen Nachfrage im Elektrizitätsmarkt und haben nach dem besser als erwartet ausgefallenen zweiten Geschäftsquartal ihre Prognose für das laufende Geschäftsjahr (DER AKTIONÄR berichtete). Zudem wurde für das Verluste schreibende Windgeschäft von Siemens Gamesa ein weitreichender Sanierungsplan vorgelegt, der den Turbinenbauer wieder in die schwarzen Zahlen führen soll.
Das Windgeschäft soll mit einer Reihe von Maßnahmen auf eine zweistellige Marge getrimmt werden. Das Onshore-Geschäft werde sich vornehmlich auf stabile Märkte, konkret Europa und die USA, konzentrieren, was auch eine Anpassung der Arbeitsplätze zur Folge habe. Details wurden zunächst nicht bekannt. Der Umbau werde allerdings wohl Jahre dauern.
Goldman Sachs hebt den Daumen
Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat das Kursziel für Siemens Energy von 27 auf 32,70 Euro angehoben und die Einstufung auf "Buy" belassen. Das starke zweite Geschäftsquartal habe die Erwartungen getoppt, schrieb Analyst Ajay Patel am Mittwochabend nach dem Bericht. Ergebnisdynamik und Barmittelzuflüsse sorgten weiter für Potenzial.
Die Privatbank Berenberg hat Siemens Energy nach Quartalszahlen auf "Buy" mit einem Kursziel von 30 Euro belassen. Der Energietechnikkonzern habe die Erwartungen deutlich übertroffen und zudem den Ausblick angehoben, lobte Analyst Philip Buller in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Zudem sollte der vorgezogene Führungswechsel bei der Windkrafttochter Gamesa gut ankommen, obwohl deren scheidender Chef Jochen Eickholt dort viel zur Verbesserung der Lage beigetragen habe.
Deutsche Bank Research bleibt mit der Einstufung für Siemens Energy mit einem Kursziel von 23 Euro etwas zurückhaltender. Die Resultate des zweiten Geschäftsquartals seien enorm stark gewesen, schrieb Analyst Gael de-Bray in seinem am Donnerstag vorliegenden Kommentar. Gerade in der Netzwerk-Technologie habe man sich nun deutlich höhere Ziele gesteckt.
Die Aktie von Siemens Energy schwankt am Himmelfahrts-Vormittag wenig verändert auf dem Niveau vom Vortag bei 22,65 Euro.
Es gibt jedoch auch Skeptiker unter den Analysten. So hat die britische Investmentbank Barclays Siemens Energy bei einem unveränderten Kursziel von 18 Euro von "Overweight" auf "Equal Weight" abgestuft. Das Verhältnis zwischen Chancen und Risiken sei inzwischen nicht mehr so attraktiv, schrieb Analyst Vladimir Sergievskiy am Mittwochabend im Nachgang des Quartalsberichts. Die Bewertung habe den vorherigen Höhepunkt sogar überschritten. Zudem sieht der Experte Korrektur-Risiken beim Marktkonsens für 2025.
Die US-Bank JPMorgan ist noch pessimistischer. Analyst Akash Gupta hat die Einstufung für Siemens Energy am Mittwoch mit einem Kursziel von 11,40 Euro auf "Underweight" belassen. Die größte Überraschung sei die nun positiv erwartete Barmittel-Entwicklung beim Energietechnikkonzern gewesen, schrieb er nach dem Quartalsbericht.
Die verbesserte Geschäftsprognose von Siemens Energy pusht die Aktie Richtung 2023er-Jahreshoch bei knapp 25 Euro. Wer die Aktie im Depot hat, bleibt dabei. DER AKTIONÄR bevorzugt allerdings den Energietechnik-Wettbewerber GE Vernova, bei dem das Risiko im Windgeschäft geringer ist.
(Mit Material von dpa-AFX)